Geckentheater
Am Ende holt ihn der eigene Alptraum ein: Baculus liegt in seinem Blut, erschossen wegen eines angeblich gewilderten Rehbocks! Von einem Doppelgänger verfolgt fühlt sich der Schulmeister schon in der Ouvertüre, schlussendlich erliegt er wohl der eigenen Fantasie. Zwischen Anfang und Ende dieser lang ersehnten, seit 43 Jahren ersten Dresdner Neuproduktion des «Wildschütz» war manch Angenehmes zu hören, doch wenig Anregendes zu sehen.
Denn bis auf diese eine Idee gab Regisseur Jens-Daniel Herzog nicht wirklich preis, was er mit dieser hintersinnig-prickelnden Komischen Oper heute erzählen will.
Vermutlich auch deshalb wird in seiner Inszenierung hemmungslos chargiert, kein noch so abgestandener Theater-Gag ausgelassen: Da knallen Türen gegen Köpfe, wird gestolpert, an Hauswände gepinkelt und das für die berühmten 5000 Taler verscherbelte Gretchen von den feilschenden Männern en passant niedergestreckt. Ach ja – es ist und bleibt das Komische, das so schwer zu machen ist! Man vermisst nicht nur ein Gespür für die Ironie und Doppeldeutigkeiten dieses Verwirrspiels der Gefühle, sondern vor allem für das Tempo der Szenen. Ganz abgesehen davon, dass die Pseudo-Laszivität zweier ...
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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Bettina Volksdorf
Spiegelspiele
Das Theater Chemnitz zeigt Alexander Zemlinskys tragisches Märchen «Der Zwerg»: Frank Beermann dirigiert, Walter Sutcliffe inszeniert den Einakter, der auf einer Geschichte von Oscar Wilde fußt («Der Geburtstag der Infantin»).
Wild und leise
Als Mezzo spielt man nicht das brave Mädchen. Mit Hexen, Verfluchten und Sirenen hat man’s da zu tun. Ob Ortrud...
Kleiner als im Mittelsächsischen Theater Freiberg, einem der ältesten noch bestehenden Stadttheater Deutschlands (1791), geht’s kaum. Das Puppenstubentheater in der historischen Freiberger Altstadt mit einer Bühne von 10 mal 12 Metern und einem Orchestergraben, in den gerade mal 44 Musiker passen, bietet ganzen 294 Zuschauern Platz. Trotzdem ist hier nicht...
Im Sommer gab die Deutsche Grammophon bekannt, dass Franco Fagioli einen Exklusivvertrag unterschrieben hat. Statt mit Ausgrabungen und Raritäten, die Fagiolis Diskografie bisher prägten, präsentiert sich der argentinische Countertenor auf seiner ersten Aufnahme für die wiederbelebte und etwas bemüht modernisierte Archiv Produktion als Orfeo in Christoph Willibald...
