Ganz ordentlich
Meiningens Intendant Jens Neundorff von Enzberg liebt es, tief und ausführlich in die Geschichte zu schauen und dann Ungewöhnliches ans Licht zu befördern. In den letzten Jahren holte er etwa «Santa Chiara» aus der Versenkung, eine Oper des kunstsinnigen Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der das Theater einst zum weit über Landes- und Standesgrenzen hinaus beachteten Musentempel machte. Der Herzog reiste auch gern viel und weit, vor allem der hohe Norden hatte es ihm angetan.
Dort traf er einen weiland höchst umstrittenen Autor namens Henrik Ibsen – und entflammte sofort für seine Werke. 15 davon (!) wurden zwischen 1876 und 1911 in Meiningen aufgeführt; am häufigsten gab es «Nora oder ein Puppenheim», am aufsehenerregendsten aber war wohl das Skandalon «Gespenster». Ibsen seziert darin schonungslos Bigotterie und Aberglaube. Der junge Maler Osvald, körperlich wie geistig gezeichnet von einer Krankheit, kommt zu seiner Mutter zurück, wähnt sich kurz in Sicherheit, doch unausgesprochene Familiengeheimnisse lassen seinen Wahnsinn wachsen ...
Nun zeigt das Staatstheater Meiningen eine Veroperung des Stoffs, wobei sich Librettistin Malin Kjelsrud viele Freiheiten nimmt. ...
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Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Jörn Florian Fuchs
Und die Moral von der Geschicht’: Auch wenn die Karriere lockt (und vielleicht ein anderer Mann), auch wenn die Fremde Neues und Aufregendes überm Tellerrand verheißt – am schönsten ist es doch im Dorf bei Franjo. Wo es munter trachtelt und fröhlich Sonne, Blumen und Wälder besungen werden. Lange vor dem Urknall der Emanzipation ist dieses Stück entstanden, wie so...
In Verdis «La traviata» einzutauchen, komme ihm vor «wie ein Besuch im Spa», erklärt der Tenor Matthew Vickers. «Es fühlt sich einfach gut an, mich in diesem Stück zu bewegen, es ist wie ein Gesundheitstag für die Stimme.» In der Rolle des Alfredo kann man den 38-Jährigen zurzeit am Staatstheater Darmstadt erleben, wo er seit Beginn dieser Spielzeit fest engagiert...
Heinrich Heine wusste sehr wohl, wie kompliziert es um die allerschönste Hauptsache der Welt meist bestellt ist: «Ein Jüngling liebt ein Mädchen, / die hat einen andern erwählt; / der and’re liebt eine and’re, / und hat sich mit dieser vermählt.» Zahllos sind die Dramen, in denen diese Konstellation in vielen Variationen zu veritablen Verwicklungen, Verirrungen und...