Ganz konkret
Glückliches Kiel: Nicht einmal zwei Jahrzehnte sind seit dem letzten «Ring» vergangen, da bietet das Opernhaus seinem Publikum schon eine neue Inszenierung des Zyklus an. Wobei die jetzt im Entstehen begriffene Version – das zeichnet sich nach den Premieren der ersten beiden Teile ab – einen interessanten Kontrast zur vorigen bildet.
Kirsten Harms hatte die vier Musikdramen als anti-illusionistisches work in progress auf der leeren Bühne entwickelt. Daniel Karasek tritt jetzt mit seiner Regie als ein wesentlich konkreterer Erzähler auf.
«Das Rheingold» lebt von schönen, bisweilen allzu statischen Bildern und schließt märchenhafte Elemente mit ein. Da schaukeln Rheintöchter auf Stangen vor Wasserprojektionen, treten die Riesen, geführt von je vier Spielern, als furchterregende Skelettpuppen auf. Eine noch heile Weltordnung, in der Gut und Böse ausgewogen und klar gegeneinander abgesetzt sind.
Der erzählerische Duktus der Inszenierung setzt sich in der «Walküre» fort. Leicht verspielt wirkt Hundings holzgetäfeltes Wohnzimmer im Stil der 1950er-Jahre mit dem eingebauten Bar-schränkchen für den «seimigen Met», zunächst entwickelt sich das Geschehen als ein fast zu harmlos wirkendes ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Gerhart Asche
Hier der Stolz der Blaublüter, derer von Sachsen-Coburg, dort der Stolz der mittelhessischen Bürgerschaft, die ihren Musentempel einst selbst finanzierte: Weiter auseinander können Gründungsakte und Tradition kaum liegen. Viel Selbstbewusstsein tanken Coburg und Gießen aus ihrer Vergangenheit, auch weil sie sich heute gegen die Dickschiffe der Szene behaupten...
Ab und an taucht inmitten der Figuren, die zur Handlung von Tschaikowskys «Iolanta» gehören, auch dieses zarte Mädchen im senffarbenen Kleid auf. Wer ist sie? Iolantas stumme Schwester, ihr anmutiges Alter Ego? Wir erfahren es bald genug: Als wir nämlich nach dem finalen Akkord des Einakters applaudieren wollen, winken die Darsteller ab – noch nicht! Schon weitet...
Ein Debüt kurz vor dem 80. Geburtstag, dann auch noch im erweiterten Kernrepertoire – doch, das gibt es, sogar bei Zubin Mehta. Giuseppe Verdis «Un ballo in maschera» hat er bislang nie im Rahmen einer szenischen Produktion dirigiert, bis jetzt, bis zur heftig bejubelten Heimkehr an sein früheres Haus. Und vielleicht muss man sich dabei auch nicht mehr, nach vielen...
