Ganz große Oper

Smyth: Strandrecht am Staatstheater Schwerin

Opernwelt - Logo

Sie können sich aussuchen, wo Sie sitzen wollen. Es ist leider sehr schlecht verkauft», sagt die Platzanweiserin und weist bedauernd auf die spärlich besetzten Reihen des Mecklenburgischen Staatstheaters. Eines steht fest: Mit der aktuellen Produktion von Ethel Smyths Oper «Strandrecht» (die im französischsprachigen Original «Les Naufrageurs» heißt und heute meist unter dem Titel «The Wreckers» gezeigt wird) schreibt Schwerin an diesem Abend ein kleines Stück Theatergeschichte.

Nach der umjubelten Uraufführung 1906 in Leipzig verschwand das Stück von den Spielplänen und schaffte – wie so häufig Musik aus weiblicher Feder – nicht den Sprung in den musikhistorischen Kanon. Seit einigen Jahren erlebt die Komponistin eine Renaissance. Das liegt auch an Smyths schillernder Persönlichkeit: Sie trotzte ihren skeptischen Eltern das Musikstudium per Hungerstreik ab, pflegte eine Brieffreundschaft mit Virginia Woolf, komponierte der englischen Suffragetten-Bewegung eine Hymne («March of the Women») und warf im Londoner Stadtviertel Mayfair Steine für das Frauenwahlrecht. Smyths Gerechtigkeitssinn zieht sich durch ihr Opernwerk – häufig vertreten durch trotzige Heldinnen im Clinch mit der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2025
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Anna Schors

Weitere Beiträge
Wir sind gemeint

Grimmig war Mark-Anthony Turnage angesichts manch harscher Kritiken zu seinem letzten Musiktheater «Coraline»: Er müsse ja keine Opern mehr schreiben, wenn sie auf so wenig Gegenliebe stießen. Nun denn, Turnage schuf dann doch ein neues Werk, mit Spannung erwartet und mit erheblichem Aufwand nun uraufgeführt an der Royal Opera Covent Garden. «Festen», ein Film des...

Hinreißend

Hier stimmt einfach jedes Detail. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass dieses Libretto vor mehr als 300 Jahren entstand und nicht erst vor ein paar Monaten. Vincenzo Grimani schrieb es, überaus frei im Umgang mit der römischen Geschichtsschreibung. «Agrippina», Händels erster großer Bühnenerfolg, wird in Zürich zu einem aufregenden, absolut heutigen Abend, bei dem...

Liebe ist nur eine Möglichkeit

Sinnierend sitzt sie am äußersten Bühnenrand und lauscht der traurigen Weise des Englischhorns. Wo wir sind? Im dritten Aufzug von Wagners Weltendrama «Tristan und Isolde». Eigentlich ist dieser Akt auf Isoldes sehnlichst erwartete Ankunft in Tristans Heimat Kareol ausgerichtet. In Eva-Maria Höckmayrs Inszenierung am Staatstheater Darmstadt aber ist Isolde von...