Frieden gibt es nur im Jenseits

Die Wiener Staatsoper präsentiert eine neue «Zauberflöte», an der Volksoper Wien wird – unter dem Titel «KaiserRequiem» – Ullmanns «Kaiser von Atlantis» mit Mozarts Requiem verschränkt

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Da drob’n auf der goldenen Himmelbastei, / da sitzt unser Herrgott ganz munter / und trinkt a Glas Wein oder zwei oder drei / und schaut auf die Wienerstadt runter»: So sang es einst Georg Kreisler in seinem Lied «Der Tod, das muss ein Wiener sein». Im Januar ist er an der Volksoper wie an der Staatsoper wieder einmal eingezogen, allerdings in unterschiedlichen Zusammenhängen und Schattierungen.

Bleiben wir gleich beim himmlischen Glaserl: In vino veritas! Die alten Ägypter haben zwar eher das Bier geschätzt, doch erstens verzichtet die neue «Zauberflöte» an der Staatsoper fast völlig auf ägyptisch-freimaurerisches Brimborium, und zweitens sind wir eben «nicht in München oder Prag», wie es Papagena (Ilia Staple) einmal anmerkt, als sie ihrem künftigen Gatten zur Strafe das kredenzt, was man in Wien «a Noagal Fensterschwitz» genannt hätte oder ein «Affenbrunzlert»: ein übel abgestandenes Bier.

Natürlich ist die Dialogzeile ein Insidergag, augenzwinkernder Verweis auf den bajuwarischen Papageno und die tschechische Regisseurin. Gleichwohl spielt der Alkohol eine nicht unerhebliche Rolle in Barbora Horákovás Deutung – nicht nur Tamino betritt durch die Tür mit der Aufschrift ...

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Opernwelt März 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Walter Weidringer

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