Briefe aus dem Gefängnis

«Gramsci» von Cord Meijering

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Hans-Klaus Jungheinrich, lange Zeit der Musikkritiker der «Frankfurter Rundschau», starb vor sechs Jahren. Seine Bücher waren gefeiert worden. Sein Tod hinterließ eine Leerstelle. Kaum jemand hat sich Zeit seines Lebens so mit Musik beschäftigt wie er, so darüber nachgedacht, geschrieben, gesprochen. Menschen pilgerten zu ihm, lasen seinetwegen das Feuilleton des Blattes, für das er mehr als dreißig Jahre schrieb. Bescheidenheit war ihm eine Zier.

Kurz vor seinem Tod sagte er: »Allmählich wird man, lernend und lebhaft wahrnehmend auch noch mit über 80, zum Kenner, zum Wissenden, der, immer auch der täglichen Welterfahrung zugewandt, ein ungeheures geschichtliches Panorama überblickt, es durchmisst, durchforscht, ja, auch genießt.« Kaum bekannt sein dürfte, dass er das Libretto für eine Oper über Antonio Gramsci schrieb. 2008. Cord Meijering, Schüler von Hans-Werner Henze (in West) und Hans Jürgen Wenzel (in Ost), hat dieses «Musiktheater in 15 Szenen» 2013 vertont. Eine Oper über den Mitbegründer der Kommunistischen Partei Italiens, den Philosophen, den Autor der Gefängnishefte. Ist der Mann nicht längst vergessen? «Das schlimmste Los, das ein Denker erleiden kann, ist nicht, in ...

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Opernwelt März 2025
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Martin Stefke

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