Flachrelief

Mozart: Così fan tutte Stuttgart / Oper

Opernwelt - Logo

Jeder weiß, was gespielt wird. Von Anfang an. Und es sieht schwer danach aus, dass in dem braunschwarz furnierten Wohnregal, das Herbert Murauer auf die Bühne der Stuttgarter Oper gewuchtet hat, nicht die erste Swinger-Übung läuft. Was die drei Damen und die drei Herren schon so alles ausprobiert haben, wenn sich der Vorhang quietschend für das nächste Abenteuer hebt, bleibt natürlich verborgen. Die Ouvertüre jedenfalls lässt nichts blicken: Sylvain Cambreling und das Staatsorchester halten sich bedeckt.

Abgeklärt, fast beiläufig klingen die einleitenden C-Dur-Schläge, seelenruhig ebnen Oboen und Fagotte den Weg zur Dominante, aus der das Presto stürzt. Auch hier gerät nichts aus der Fassung: gedämpfte Gefühle statt rasender Herzen. Eingefroren, wie in einem Filmstill – so stellt der griechische Regisseur Yannis Houvardas uns die «Così»-Figuren vor. Erst das Triolen-Gemurmel der zweiten Violinen im G-Dur-Terzett erlöst sie aus der Starre, erst mit Ferrandos «La mia Dorabella» kommt etwas Bewegung in die Geometrie der Liebe.

Dorabella und Fiordiligi sind also eingeweiht, wenn Don Alfonso mit Ferrando und Guglielmo auf die Untreue der Bräute wettet. Sie wissen über das Komplott, die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Einspruch aus dem Elfenbeinturm: Schön hässlich bitte!

Das 19. Jahrhundert ist die Epoche des Charakteristischen: 1827 proklamierte Victor Hugo, auch das Hässliche sei schön. 25 Jahre später veröffentlichte ein Nachfolger Kants im ostpreußischen Königsberg gar eine «Ästhetik des Hässlichen». Im 20. Jahrhundert musste sich dann auch das Musiktheater den Katastrophen zweier Weltkriege stellen. Mit dem naiven Glauben an...

Reflexion und Mahnung

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Als Nächstes, gleich nach der Uraufführung, muss ein liebestoller Gott betreut werden, und das nicht in der gängigen Vertonung von Richard Strauss, sondern in der von Antonio Caldara. Der Venezianer erhielt seinerzeit von Salzburgs Fürsterzbischof den Auftrag, fürs neue Heckentheater im Mirabellgarten Standesgemäßes zu...

Im Austausch mit der Welt

Das Wesentliche lässt sich nicht immer in Worte meißeln, Auslassungen sind auch in der Kunst nicht das Schlechteste. Drei rosa Punkte leuchten an der Fassade des Luzerner Theaters, das mit diesem Signet seinen 175. Geburtstag markiert. Die Pfiffigkeit, mit der gefeiert wird, ist bezeichnend dafür, wie der Intendant Dominique Mentha das Haus auf Vordermann gebracht...