Finsteres Doppel

Tschaikowsky: Iolanta/ Bartók: Herzog Blaubarts Burg New York / Metropolitan Opera

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Unschuldige Frauen in den Fängen geheimnisvoller, kontrollsüchtiger Männer – so könnte die Überschrift lauten, unter der Mariusz Treliński die Opern «Iolanta» von Tschaikowsky und «Herzog Blaubarts Burg» von Bartók zu einem psychologischen Doppel im Stile des film noir kombiniert. Mit Videoprojektionen von Bartek Macias entsteht auf der von Boris Kudlička eingerichteten Bühne (Licht: Marc Heinz, Kostüme: Marek Adamski) ein gespenstischer, vorwiegend in Schwarz-Weiß gehaltener Kosmos, aus dem es kein Entrinnen gibt.



Die blinde Prinzessin Iolanta weiß nicht, dass sie anders ist als die anderen, und in Trelińskis Inszenierung ist ihr Vater, König René, darauf bedacht, sie in Isolation und Abhängigkeit zu halten. Doch als ein junger Adliger ihr vom Licht erzählt, entsteht in Iolanta der brennende Wunsch, sehen zu können. Treliński deutet an, dass es sich bei Judith in «Herzog Blaubarts Burg» später um dieselbe junge Frau handelt, die nun um jeden Preis die Wahrheit über die blutige Vergangenheit ihres rätselhaften (zweiten?) Gatten erfahren will.

«Iolanta» ist musikalisch das konventionellere Stück. Zwischen Schönklang und Schwermut changierend, wünschte man sich etwas mehr erotische ...

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Opernwelt März 2015
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Heidi Waleson

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