Feuerwerk und Seelenruh
Als der griechische Countertenor Aris Christofellis vor drei Jahrzehnten eine «Hommage à Farinelli» herausbrachte, erinnerten mich seine Triller in der Arie «Quell’ usignolo che innamorata» an eine Sottise des Dirigenten Sir Thomas Beecham: «Die hässlichsten Klänge im Tierreich». 15 Jahre später warfen der Musikologe Reinhard Strohm und René Jacobs im Beiheft zu einer CD mit der Mezzosopranistin Vivica Genaux zwei Fragen auf: «Wer ist Farinelli?» und «Es gibt keine Kastraten mehr: Was jetzt?». Seither sind die singenden Halbmänner en vogue.
Senesino, Crescentini, Carestini, Porporino, Marchesi – sie alle wurden sozusagen exhumiert; Farinelli von Arno Raunig, Vivica Genaux, Max Emanuel Cencic, David Hansen, Philippe Jaroussky und nun von Ann Hallenberg.
Mögen die besten Countertenöre inzwischen auch durch «klanglichen Reichtum» und «eine große Spannweite dynamischer Werte» (Thomas Seedorf) beeindrucken, so fehlt ihnen das, was Farinelli nach dem Urteil von Charles Burney auszeichnete: in der Stimme Kraft, Süße und Umfang, im Stil das Zärtliche, das Anmutige und das Rasche (rapide) – Merkmale, die eher bei Mezzosopranistinnen anzutreffen sind, nicht zuletzt bei Ann Hallenberg. Warum ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Jürgen Kesting
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