Farben ohne Form
Simon Boccanegra» gehört, wie «Macbeth» und «Don Carlos», zu den experimentellen Opern Verdis und hat wie diese erst nach einer gründlichen Überarbeitung seine endgültige Gestalt gefunden. Das Werk enthält keine eingängigen, populären Melodien, zudem erschwert eine krause Handlung die Rezeption. Abramo Basevi, Autor der ersten Verdi-Monografie, will das Libretto sechsmal gelesen haben, ehe er verstand, was vorgeht. «Das Stück», so Verdi, «ist düster, weil es düster sein muss, aber es ist fesselnd.
» Um diesen fesselnden Kern freizulegen, bedarf es nicht nur überzeugender Sängerdarsteller, sondern vor allem eines Dirigenten, der das musikalische Drama erfasst und gestaltet.
Und daran hapert es bei der neuesten, aus dem litauischen Kaunas kommenden Gesamtaufnahme. Zwar spielt das dortige Städtische Sinfonieorchester durchaus kompetent – vor allem die Soli von Oboe und Klarinette ragen heraus –, wird von seinem amerikanischen Chefdirigenten Constantine Orbelian aber allzu rigide auf eine begleitende Funktion reduziert. Selbst ein dramatischer Höhepunkt wie die große Ratsszene mit der abschließenden Selbstverfluchung des Intriganten Paolo verpufft. An die Genauigkeit, ...
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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Uwe Schweikert
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