Fähnchen in der deutschen Opernlandschaft
«Können einem toten Mann nicht helfen» – ob Bertolt Brecht mit seinem Kampfruf aus «Mahagonny» auch das Handlungs- und Literaturtheater meinte? Immerhin hat es sich auch nach dem Krieg, in Opern von Hans Werner Henze bis zu Christian Jost, als erstaunlich lebensfähig erwiesen. Daneben aber entstand, vor allem an experimentell gesonnenen Häusern oder auf Festivals wie der Münchener Biennale ein anderer Typ von Musiktheater, der auf Materialschichtung, wechselnde Erzählperspektiven, diskontinuierliche Wahrnehmung und stilistische Unreinheit setzt.
Auf vorgeschobenem Posten steht dabei die Idee, dass Theater überhaupt nicht mehr nur von einem Komponisten/Librettisten/Regisseur zu verantworten sei, sondern im Kollektiv entstehen müsse, am besten von Anfang an.
Man muss im Einzelfall darüber diskutieren, ob die Ergebnisse solcher Kollektivarbeit theatralisch befriedigend sind. Dass man darüber diskutieren muss, fanden jedenfalls die Initiatoren des Projekts «Akademie Musiktheater heute», das von der Deutsche Bank Stiftung jährlich mit einem sechsstelligen Betrag ausgestattet wird. «Unsere Vision ist es, dass Musiktheater lebendig bleiben soll und auf den jeweiligen Stand der Technik, ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Michael Struck-Schloen
Steckt hinter Ihrer Idee, im Musiktheater viele Elemente und Kunstdisziplinen zu verschmelzen, die Vorstellung einer möglichst umfassenden Abbildung von Welt?
Nein, die Welt bringt ja jeder Zuschauer selbst mit, der mit seiner Erfahrung und seinem «Weltwissen» dem Bühnengeschehen zusieht. Mich interessiert nicht der Anspruch einer umfassenden Abbildung, spannend...
Wer sich derzeit Erl vom Eingang des Inntals nähert, den fesselt ein doppelter Blickfang. Links wie gewohnt das kühn geschwungene, weiße Passionsspielhaus, seit 1997 auch Heimat der Tiroler Festspiele und im Juli Schauplatz des neuen «Lohengrin». Rechts der flache, schnittige schwarze Bruder, der auf vorab verbreiteten Computer-Animationen aussieht wie die...
Jean Cox erschien auf der Bühne immer jünger, als er war. Als er 1984 in einer «Meistersinger»-Aufführung der Bayreuther Festspiele als Stolzing einsprang, wirkte er frischer und agiler als der um zwei Jahrzehnte jüngere, eigentlich vorgesehene Kollege. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, dass dieser Tenor bald das Rentenalter erreichen würde. Die Stimme...