Etwas fehlt

Weill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Gelsenkirchen | Musiktheater im Revier

Opernwelt - Logo

Etwas fehlt. Paul Ackermann, Holzfäller aus Alaska, schreit diese Erkenntnis in die Welt. Trotz Frauen, Partys und Konsumgütern bleibt das Glück Utopie. In «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» wollten Weill und Brecht zeigen, wohin kapitalistische Gier den Menschen treibt. Drei Gauner gründen ein vermeintliches Vergnügungsparadies, dessen einziger Sinn darin besteht, Besuchern das Geld abzuknöpfen. Im Angesicht des Todes wird die ohnehin brüchige Moral abgeschafft, Ackermann ruft die Anarchie aus.

Die Situation eskaliert, Menschen sterben, bis am Ende Mahagonny im Chaos versinkt und die Ganoven weiterziehen.

Regisseur Jan Peter, als Filmemacher bekannt, lässt die Handlung bei seinem Operndebüt im Ruhrgebiet der Nachkriegszeit spielen. Auf einer Leinwand laufen historische Aufnahmen: Amerikanische Panzer rollen durch das zerstörte Gelsenkirchen. In Gestalt ärmlicher Trümmerfrauen tritt der Damenchor auf. Das letzte Hab und Gut wird im Ofen am Bühnenrand verbrannt, in Mahagonny ist kein Platz für trübe Erinnerungen. Als Kumpeltruppe krabbelt der Männerchor aus der Tiefe, tauscht Helm und Stirnlampe gegen Hemd und Frack im 1960er-Jahre-Look (Kostüme: Anna Maria Münzner), versorgt ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2019
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Thilo Braun

Weitere Beiträge
Dramaturgischer Leerlauf

Das Stück wird selten gespielt. An Amilcare Ponchiellis süffiger Partitur mit dankbaren, herausfordernden Gesangspartien, imposanten Chor-Tableaus und dem Wunschkonzert-Hit «Tanz der Stunden» kann es nicht liegen. Eher wohl an dem haarsträubenden Plot von «La Gioconda». Im schnellen Takt reiht sich da eine reißerische Krimi-Szene an die nächste: Hexenwahn,...

Un grande dolore

Am Ende ist alles nur noch musikalisches Zitat, Erinnerung. Und: totale Tristesse. Regungslos sitzt Mimì auf jenem Stuhl, der zuvor als Platz für Marcellos Aktmodelle diente, hockt da wie eine Statue. Die aber singt, und das wunderschön und zugleich höchst traurig. «Sono andati», das berühmte Schlusslamento, gerinnt in Nadja Mchantafs Diktion zu einem Bild...

Editorial März 2019

Der Himmel über Paris, so zumindest will es unsere Fantasie, war strahlend blau an jenem Junitag des Jahres 1669, der als eine Art Gründungsmythos in die Annalen der (französischen) Musikgeschichte Eingang gefunden hat. Denn an diesem Tag zeigte sich der launische Sonnenkönig Ludwig XIV. von seiner charmantesten Seite: Er gewährte dem schriftstellernden Abbé...