Es war einmal ...

Wagner: Lohengrin an der Oper Straßburg

Opernwelt - Logo

Auf der Milchstraße, nachts um halb eins, kann man ihn sehen. Jedoch nicht in Reinkultur erscheint der stolze Schwan dort droben. Sondern als Sternbild im Sommerhimmel. Jeder Irrtum ist ausgeschlossen: Seine Linien sind, so man das richtige Teleskop zur Verfügung hat, klar erkennbar. Elsa von Brabant und ihr liebend-geliebter (von einer ebenso wie er in unschuldiges Weiß gewandeten Gruppe junger Menschen umgebener) Bruder Gottfried benötigen derlei technische Hilfe eigentlich gar nicht, um sich verzaubern zu lassen. Der Schwan ist auch so deutlich genug zu sehen.

Und auch als symbolisches «Sternzeichen» passt das sehr gut zu den ätherischen A-Dur-Klängen des Vorspiels, die bei GMD Aziz Shokhakimov und seinem Orchestre philharmonique de Strasbourg selbst in den geteilten Violinen allerdings nicht gar so ätherisch klingen. «Bloß kein falsches Pathos!», scheint die Devise dieses so sportiv agierenden wie kurzatmig denkenden Dirigenten zu sein, an die er sich auch in den kommenden viereinviertel Stunden fast sklavisch halten wird.

Da ist nur ein kleines Problem: Shokhakimovs Musizierhaltung steht letztlich diametral zu den Intentionen des Regisseurs. Florent Siaud will partout die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Die im Dunkeln sieht man nicht

Neben der nicht mehr zu diskutierenden Ex-Routine des Blackfacings beinhaltet Verdis «Otello» einen Mordfall, dem die Wendung «Verbrechen aus Leidenschaft» noch immer etwas Beschwichtigendes mitgeben kann. Der Begriff «Femizid» hingegen stellt einen anderen Zusammenhang her: Der Titelheld wird zu einem gewalttätigen Mann unter zahllosen anderen gewalttätigen...

Zeit(t)räume

Der Schwanenmord steht noch aus, erst recht der Gang durch Raum und Zeit zur Gralsburg oder Kundrys alles wendender Kuss. Es ist Gurnemanz, der für einen frühen Höhepunkt sorgt. «Ihm neigten sich in heilig ernster Nacht …», singt Georg Zeppenfeld, und man muss innerlich niederknien vor ihm. Dass dieser Bassist für seine Wortverständlichkeit gerühmt wird, passiert...

Deutschstunde

Man liest es und staunt. «Österreichische Erstaufführung». 90 Jahre hat es gedauert, bis man in jenem Land, das sich die Nazis 1938 per «Anschluss» einverleibten und aus dessen Reihen immerhin jener Dämon stammte, der für den Tod von mehr als 60 Millionen Menschen verantwortlich zeichnet, auf die Idee kam, ein Musiktheater zu programmieren, das zwei Jahre nach der...