Erkenntnislos

Strauss: Elektra am Staatstheater Darmstadt

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Eine geschmackssichere, aber etwas statische, Deutungen lediglich vage zur Diskussion stellende «Elektra» zeigt Intendant Karsten Wiegand am Staatstheater Darmstadt. Ein merkwürdiger Fall, der dokumentiert, dass mit Ruhe und Schönheit nicht alle Inszenierungsfragen zu lösen sind, jedenfalls nicht mit Blick auf ein rabiates Werk wie das von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Auch straft es sich in der puristischen Umgebung, wenn Auftritte und Abgänge allzu lapidar vonstattengehen, wenn es zwischen den Figuren nicht glüht.

Aber es sieht zunächst einmal wirklich gut aus.

Die von Wiegand selbst entworfene Bühne wird von zwei diagonal gestellten Wänden beherrscht, die sich bedrohlich und gespenstisch langsam wie in einer Poe-Erzählung herabsenken. Am Ende werden sie sich über der Titelfigur schließen. Darüber kreisen vorerst Geier, fünf eindrucksvoll als Vögel verkleidete Menschen; ein sechster Geier lagert bei Elektra am Boden. Dort stehen und liegen auch weiße Figuren, die zur Familienaufstellung für die heimgesuchten Atriden einladen. Von den vier Kindern ist eines tot: die von Agamemnon einst der Staatsräson geopferte Iphigenie. Klug, an sie zu erinnern – wirft es doch ein ...

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Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Judith von Sternburg

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