Alles easy, Franz
Das Vorbild ist übermächtig. Nichts Geringeres als Hans Zenders Übermalung der «Winterreise» wird im Booklet-Text angeführt und zugleich konstatiert: Mit der «Schönen Müllerin» habe keiner Vergleichbares gewagt. Wagemut und Chuzpe sprechen daraus – Andreas N. Tarkmann, Komponist und Arrangeur, hat sich selbst die Messlatte (zu?) hoch gelegt. Dabei ist das Vorhaben prinzipiell apart. Mit der Besetzung von Franz Schuberts Oktett soll für den Liederzyklus nicht nur ein buntes Klangkleid geschneidert werden, vielmehr will Tarkmann die 20 Stücke weiterführen und -denken.
Der Initiator dieser Neufassung hat inzwischen den Schritt zum schweren Tenorhelden getan. Und das Bemerkenswerteste an dieser Einspielung ist, wie sehr Klaus Florian Vogt die Stimme weiterhin im Leisen, Lyrischen, Intimen gehorcht. Sie springt sofort an, segelt unverspannt durch alle Register und bewegt sich in diesen Miniaturen, als sei’s ein Spaziergang. Etwas Unverbrauchtes, Frisches klingt daraus, das dem Müllersburschen gut ansteht – zumindest im ersten Teil seiner Reise. Stark ist Vogt, wo er in hohem Tempo und mit glasklarer Diktion den natürlichen Erzähler gibt, etwa in «Ungeduld». Doch in jenen Liedern, mit ...
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Opernwelt April 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 35
von Markus Thiel
Samuel Becketts Theaterfiguren unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt von all jenen verlorenen Seelen, die durch die Stücke anderer Autoren der (existenzialistischen) Melancholie stolpern: Sie haben ihr Scheitern bereits hinter sich, schon vor dem ersten Satz gibt es keinen Funken Hoffnung mehr, und nur noch um eines geht es: um die Frage, wie man mit dem...
Der Anfang ist geklaut. Etwas freundlicher ausgedrückt: eine Reverenz. Die fliehende Straße, verfolgt von einer Kamera, die in Windeseile ins Nichts rast, kennen wir aus dem Film «Mulholland Drive» von David Lynch. Hier, in der Halle E des Museumsquartiers, wird das Entrée allerdings anders untermalt – von der Ouvertüre zu Gounods Drame-lyrique «Roméo et Juliette»,...
Und die Moral von der Geschicht’: Auch wenn die Karriere lockt (und vielleicht ein anderer Mann), auch wenn die Fremde Neues und Aufregendes überm Tellerrand verheißt – am schönsten ist es doch im Dorf bei Franjo. Wo es munter trachtelt und fröhlich Sonne, Blumen und Wälder besungen werden. Lange vor dem Urknall der Emanzipation ist dieses Stück entstanden, wie so...