Erkennen Sie die Melodie?
Wer hätte von der ehemaligen Chefdramaturgin aus Klaus Zeheleins vielgerühmtem Stuttgarter Grübler-Team ein Bekenntnis zur «Volksoper» erwartet? Diese Überraschung ist Juliane Votteler zu Beginn ihrer Augsburger Intendanz gelungen. Am Ende von Jaromir Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» jubelte das Publikum in gehobener Operettenstimmung. Anders gesagt: Zum Vergessen wäre dieser einstige Spielplan-Bestseller zu schade. Aber als Leitlinie kann er kaum dienen.
Das Bilderbuch-Spektakel um einen Musikus mit Herzensbindung und angeheirateter Vollpension, dessen Abenteuerlust von Mächten jenseits der guten Stube herausgefordert wird (erst der liebe Räuber Babinsky, dann die zickige Eisherz-Königin und schließlich der Teufel persönlich), hat viel wirkungssichere Musik. Weinberger konnte damit in den dreißiger Jahren große Dirigenten verführen. Das verständnisinnige Belächeln der ungenierten Anleihen bei verehrten Größen zwischen Puccini, Janácek und Smetana gehört in diesem Stück zum Genuss. Erkennen Sie die Melodie? Klar, jede!
Allerdings wankt die plakatierte Naivität («Unser Glück/ist Musik») unter dem Regiezugriff von Paul Curran. Er will vor allem raus aus der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Vor zehn Jahren erschien die erste «Opernwelt»-CD. Die Reihe, die seitdem entstanden ist, kann sich sehen und vor allem hören lassen. Immer standen Sängerinnen und Sänger im Mittelpunkt, die von der Plattenindustrie kaum oder einseitig wahrgenommen wurden. Immer haben wir Konzepte mit den Künstlern gemeinsam entwickelt, dabei nicht selten auf verborgene Schätze aus...
Die Vorbereitung beginnt im Booklet. Bevor man Jacobs’ «Don Giovanni»-Einspielung hört, sollte man sein fiktives Gespräch mit sich selbst lesen. Dort rechnet er mit den romantischen Mythisierungen ab, denen diese Oper seit E. T. A. Hoffmann ausgesetzt war, er setzt sich mit Tempofragen auseinander und hilft, die Figuren zu charakterisieren. Außerdem erklärt er,...
Dass die amerikanische Regisseurin Mary Zimmerman vor ihrem Debüt an der Met noch nie eine Oper inszeniert hatte, spricht nicht unbedingt gegen sie. Ob ihre bisherige Arbeit mit Schauspielern oder ein siebter Sinn fürs Theater sie auch für das Musiktheater befähigt, steht auf einem anderen Blatt. Nach «Lucia di Lammermoor» muss man sagen: Sie ist diesen Ansprüchen...