Endstation Sehnsucht
Auf dem Parnass muss es wohl wunderbar sein. Dort, wo nicht nur Apoll mit seinen neun Musen lustwandelt, sondern vermutlich auch jene gerechten Götter wohnen, die Cleopatra in ihrem aus Seide gewebten fis-Moll-Largo «Se pietà» um Beistand anfleht, wähnen die Irdischen ein Idyll, welches sie auf Erden vergeblich suchen, und seien sie noch so begabt in den gewöhnlichen Dingen des Lebens. Cäsar beispielsweise, der ruhmreiche Feldherr und Imperator: Zwar ist ihm die Macht gegeben, Länder und Menschen zu erobern, nicht jedoch die Gunst des einzig wahren (Liebes-) Glücks.
Und so, wie er da in der Ecke kauert, einem Mauersegler gleich, dem die Flügel gebrochen sind, gewinnt man auch kaum den Eindruck, daran könnte sich in absehbarer Zeit etwas ändern. Fast obsessiv betrachtet er jene Wunderkammer aus Glas, in dem der Parnass en miniature nachgebildet ist (auch der heimliche Cleopatra-Anbeter Nireno hat ihn, malerisch ansprechend, schon auf eine Leinwand gebannt), und dessen Pforten ihm die attraktive Ägypterin schließlich doch noch für Augenblicke öffnen wird.
Händels «Giulio Cesare in Egitto», am 20. Februar 1724 im Londoner King’s Theatre am Haymarket uraufgeführt, und das in einer ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Jürgen Otten
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