Endspiel einer Lebenslüge

Vivaldi: La verità in cimento Zürich / Opernhaus

Opernwelt - Logo

Eine Goldküsten-Residenz, gebaut im tadellosen Schick nicht mehr ganz aktuellen Zeitgeschmacks. Ein Schlafgemach in Crème neben dem kühlen Speisesaal. Ein holzvertäfelter Flur, ein marmoriertes Büro, alles standesgemäß dimensioniert – die schönsten Interieurs sind eben doch in Zürich zu sehen. Ben Baurs Bühne schiebt sich hin und her, der Bildausschnitt wandert von Zimmer zu Zimmer und dann, ein Raunen im Publikum, noch weiter: In der nackten Garage blitzt ein sexy Porsche. Gut zwei Stunden geht es um die wahre Liebe, und hier endlich steht sie.

Zärtlich poliert der Hausherr die Kotflügel, versucht sich gar (vergebens) am Freitod durch Abgase.

Mit einer straffen Spielfassung der Oper «La verità in cimento» bricht das Opernhaus Zürich eine Lanze für Antonio Vivaldi. Straff führt auch Ottavio Dantone das Haus-Barockensemble La Scintilla. Zackig geht es durch das Endspiel einer Lebenslüge: Sultan Mamud hat seine beiden Söhne Zelim und Melindo nach der Geburt vertauscht, den Stammhalter mit dem Bastard, seiner Geliebten Damira zum Gefallen. Als er in vermeintlicher Altersweisheit den Fehler korrigieren möchte, geht alles den Bach runter: Baurs aufgeräumte Bühne – ein Schlachtfeld. Das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Clemens Prokop

Weitere Beiträge
Ein Hoch auf die Künstlichkeit

Dem Publikum im römischen Teatro delle Dame gefiel das Werk nicht, mit dem Pietro Metastasio sich 1728 als Librettist in der heiligen Stadt vorstellte. Dabei hatte der junge Dichter sich mit seinem Operntext größte Mühe gegeben und ein abwechslungsreiches Drama geschaffen, das dem Komponisten Leonardo Vinci eine ideale Vorlage  bot. Im Mittelpunkt steht Cato der...

Reflexion und Mahnung

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Als Nächstes, gleich nach der Uraufführung, muss ein liebestoller Gott betreut werden, und das nicht in der gängigen Vertonung von Richard Strauss, sondern in der von Antonio Caldara. Der Venezianer erhielt seinerzeit von Salzburgs Fürsterzbischof den Auftrag, fürs neue Heckentheater im Mirabellgarten Standesgemäßes zu...

Tauziehen

Knopf drücken, auf Grün warten und rüber zur Freitreppe. So einfach lässt sich derzeit das Augsburger Theater besuchen, ganz unbehelligt von Bauzäunen oder Baggern. Der Vorplatz ist frisch herausgeputzt. Doch was drinnen wartet, verfolgt die Verantwortlichen bis in Leserbriefspalten, Stadtratsdebatten und unruhige Träume. 235 Millionen Euro soll die Sanierung eines...