Regula Mühlemann: «Cleopatra. Baroque Arias», Regula Mühlemann (Sopran), La Folia Barockorchester, Robin Peter Müller; Sony Classical 88985407012 (CD); AD: 2016

Ekstase und Abgrund

Regula Mühlemann singt Arien von Graun, Händel, Hasse, Vivaldi, Legrenzi, Mattheson und Scarlatti

Die Frau, wir kennen sie. Cleopatra. Unzählige Geschichten umranken sie. Von den einen als mythische Schöne verehrt, von ihren Gegnern als machtbesessen-hochmütige Herrscherin gefürchtet. Doch wie fühlte sie wirklich? Wir wissen es nicht. Aber wir können es hören.

«Cleopatra» heißt die CD mit Arien, die sich sämtlich um diese Figur drehen. Auf dem Cover sehen wir Regula Mühlemann in der Titelrolle, stilvoll verkleidet. Nach ihrer weithin akklamierten Aufnahme mit Mozart-Arien hat sich die junge Schweizer Sopranistin in barocke Gefilde begeben.

Und fühlt sich dort – musikalisch porträtiert von den deutschen Meistern Georg Friedrich Händel, Carl Heinrich Graun, Johann Adolf Hasse, Johann Mattheson sowie von den italienischen Komponisten Alessandro Scarlatti, Antonio Vivaldi, Giovanni Legrenzi – anscheinend sauwohl.

Gleich mit der ersten Arie («Tra le procelle» aus Grauns «Cesare e Cleopatra») zieht sie uns, mit vitalisierend-kratzbürstigem Brio vom Barockorchester La Folia unter der Leitung von Robin Peter Müller unterstützt, in ihren Bann: eine (ägyptische) Königin außer sich vor Wut, zerrissen von ihren Leidenschaften; wie  todessüchtig tönt ihr thymotischer Furor. Kaum hat sie ...

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Opernwelt Dezember 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Jürgen Otten

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