Einmal Hölle und zurück
Madamina, il catalogo è questo»: In Simon Steen-Andersens neuem Musiktheater «Don Giovanni aux Enfers» wird Leporellos berühmte Arie nicht aufgeführt. Stattdessen erleben wir einen Katalog von derart vielen Opernzitaten, dass dieses Werk mit dem Untertitel «Aller-retour aux enfers lyriques en un acte» (Hin und zurück in die lyrische Hölle in einem Akt) beinahe wie ein großes Opernquiz anmutet. Doch keine Sorge: Auch Anfänger können sich an der Straßburger Aufführung erfreuen.
«Don Giovanni aux Enfers» wird mit einer Prise Humor und einem äußerst virtuosen Einsatz von Multimedia präsentiert, den der deutsch-dänische Komponist meisterhaft beherrscht. Steen-Andersens solitäre Kompositionsmethode basiert ausschließlich auf musikalischen objets trouvés, sie verklammert Fragmente von etwa 40 Opern aus vier Jahrhunderten der Musikgeschichte. Mal handelt es sich um ganze Szenen, mal um einzelne Phrasen oder Worte, doch immer sind sie von der originalen Musik untermalt.
Die Handlung dreht sich um die Titelfigur aus Mozarts «Don Giovanni»; dessen Dinner-Szene mit der Ankunft des steinernen Gastes wird zu Beginn fast vollständig übernommen. Doch die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Stefano Nardelli
Als Jean-Baptiste Lully 1687 starb, stand die Tragédie en musique vor einem epochalen Umbruch. Zwei Musiker schlugen neue Wege ein – André Campra und Henry Desmarest. Campra trug den Sieg davon, weil Desmarest, der begabteste Komponist in Lullys Nachfolge, 1699 aus Frankreich fliehen musste. Es dauerte mehr als drei Jahrhunderte, bis mit der 1694 uraufgeführten...
Gott ist allgegenwärtig. Und allmächtig. Egal, wohin man blickt in dieser «romantischen» Oper, in welche Gegend, in welchen Winkel, in welches Gesicht, seine Strahlkraft scheint unantastbar, unermesslich groß. Geht es vor Gericht oder um höhere Gerechtigkeit, wird allein er angerufen, fleht einer der Anwesenden um Gnade, richtet sich seine Hoffnung auf ihn, und...
Es ist im Grunde immer wieder dieselbe Geschichte. Und sie erzählt nicht nur von einem Durchbruch, sondern auch von einem lästigen Label: Nachfolgerin der Callas, diesen Titel wurde Renata Scotto nie richtig los. Im Herbst 1957 war es, als sich in Edinburgh ein angeblicher Callas-Skandal ereignete. Dabei hatte die gastierende Scala nur fünf Aufführungen vereinbart....