Eine Welt erschaffen
Sie sind der Mann für besondere Opernfälle. Wünscht man sich eine solche Position oder rutscht man da hinein?
Ich bin sehr früh mit außergewöhnlichem Repertoire in Berührung gekommen. Schon unter meinen ersten Engagements als Solist waren Uraufführungen. Doch ich sagte mir: Du musst unbedingt eine normale Mainstream-Karriere machen. Mit Festengagement und allem. Das hat ja viel mit Psychologie zu tun. Ich dachte immer, ich müsse mir mit dem üblichen Weg beweisen, dass ich ein vollwertiger Sänger bin.
In meinem damaligen Denken war eine internationale Karriere gar nicht vorstellbar. In dieser Phase habe ich intensiv an meiner Persönlichkeit gearbeitet. Und mit der Zeit ist dieser Zwang von mir abgefallen. Ich merkte: Das moderne Repertoire ist das, was ich schwerpunktmäßig machen will. Mozart und all die anderen Komponisten haben schließlich immer für die Sänger ihrer Zeit geschrieben. Und ein solches Privileg wird nun mir zuteil. Abgesehen davon: Mozart würde lachen, wenn er sehen könnte, wie gering der Anteil zeitgenössischer Werke in den Opernspielplänen ist.
War der Mainstream also mit Frust verbunden?
Ich war bei den Regensburger Domspatzen. Die extreme Disziplin hat einen ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Interview, Seite 38
von Markus Thiel
Ein Debüt kurz vor dem 80. Geburtstag, dann auch noch im erweiterten Kernrepertoire – doch, das gibt es, sogar bei Zubin Mehta. Giuseppe Verdis «Un ballo in maschera» hat er bislang nie im Rahmen einer szenischen Produktion dirigiert, bis jetzt, bis zur heftig bejubelten Heimkehr an sein früheres Haus. Und vielleicht muss man sich dabei auch nicht mehr, nach vielen...
Auch in der Ära Konrad Adenauers und Charles de Gaulles, als die deutsch-französische Aussöhnung auf der Tagesordnung ganz oben stand, wurden die künstlerischen Leistungen des Nachbarlandes, jedenfalls soweit es die Gesangskunst betraf, östlich des Rheins kaum wahrgenommen. Das hat sich inzwischen geändert. Auch dank des Institut National de l’Audiovisuel (INA),...
Donizetti polarisiert: Außer wenigen eingeschworenen aficionados kennt kaum jemand mehr als dessen vier oder fünf «Longseller». Was soll man auch von einem Vielschreiber erwarten, der bisweilen an vier Opernpartituren gleichzeitig arbeitete? (Freilich wird die Frage, was man von einem Komponisten halten soll, der manchmal mehr als fünf Lieder an einem Tag schrieb,...
