Eine Pfütze namens Meer
Nach der Pause geht die halbe Reihe hinter uns geschlossen nach Hause. Als ob die Musik von Benjamin Britten 80 Jahre nach der Uraufführung von «Peter Grimes» noch anecken würde. Oder empört im 21. Jahrhundert ernsthaft das moralisch Graue? An der Umsetzung kann dieser Unmut nicht liegen. Robin Davis, der neue GMD der Bielefelder Philharmoniker, zeigt, dass Britten nicht nur emotional komplexes Musiktheater, sondern auch Theatermusik geschrieben hat. An manchen Stellen vergisst man, dass die famosen Sängerdarsteller überhaupt singen.
Matthew Wild wiederum gelingt der in Verbindung mit dem Werk oft beschworene Opernkrimi, und er holt weitere Leichen aus den Kellern des verrotteten Fischerdorfs.
Das Meer ist eine Pfütze, ein stygisches Rinnsal, das die Bühne teilt, dezent und doch omnipräsent vorhanden ist, in der Musik, in den Gummistiefeln, im Fisch, im verhärmten Grau der Trenchcoats. Der Regisseur und sein Team beweisen großes Gespür für Rhythmus. Selbst beim Umbau der minimalistischen Wände von Bühnen- und Kostümbildner Conor Murphy wird nichts dem Zufall überlassen, Komplexes en passant erzählt: Die Industrialisierung hat die Fischerei zu einer Zunft für Träumer und Verlierer ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Anna Chernomordik
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