Ein Stück für Kenner
Bis heute ist Verdis «Simon Boccanegra» ein Stück für Kenner geblieben. Wunschkonzertmelodien wird man hier vergeblich suchen, dafür aber mit einer im Werk des Komponisten beispiellosen Kompromisslosigkeit konfrontiert. Erreicht hat Verdi sein Ziel erst im zweiten Anlauf, als er die erfolglose Oper 1881, 24 Jahre nach ihrer Uraufführung, mit der dramaturgischen Unterstützung Arrigo Boitos grundlegend überarbeitete. Durchgesetzt hat sie sich freilich erst im Zuge der deutschen Verdi-Renaissance seit den 1930er-Jahren.
Der Wiener Verdi-Experte Christian Springer hat jetzt den verschlungenen Weg des «Simon Boccanegra» in einem voluminösen Buch nachgezeichnet, das auf umfassende Weise die Entstehungsgeschichte und Rezeption der beiden so grundverschiedenen Fassungen dokumentiert. Er hat in seine Darstellung den Briefwechsel Verdis mit seinen Librettisten Piave und Boito, seinem Verleger Ricordi und der Administration des venezianischen La Fenice-Theaters in wünschenswerter Vollständigkeit eingearbeitet. Man findet aber auch Informationen zu den Interpreten der beiden Uraufführungen sowie zu den wichtigsten Folgeaufführungen der Erstfassung bis hin zum Mailänder Fiasko im Januar 1859. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
«Wie kriegt man die Empathie wieder in die Köpfe», fragte Stephan Kimmig, der Schauspielregisseur, vor einem halben Jahr in der Wochenzeitung «Die Zeit». Wie aktiviert man das Mitfühlen der Menschen, elementare Emotionen? Vielleicht hat Kimmig, Jahrgang 1959, auch deshalb zur Oper gefunden – Nikolaus Bachler, Münchens Opernchef, hat ihn vom schauspielerischen...
Er liebe, sagte der vor allem als Liedsänger bekannte Bariton Christian Gerhaher kürzlich im Gespräch, an diesem Genre das eher Abstrakte – «in dem Sinne, dass es nie ganz fassbar wird». Lieder seien eben keine Kleinstopern. Vielmehr etwas, das sich dem vollkommenen Begreifen schlussendlich entziehe. Oper hingegen müsse erfasst, begriffen werden, sonst mache sie...
Anlässlich der Stuttgarter Produktion von Nonos azione scenica «Al gran sole carico d´amore» im Jahr 1998 verwies Klaus Zehelein auf einen für das Verständnis dieses Werks wesentlichen Punkt: seine Stellung in der Geschichte, für die Geschichte, und vor allem – seine über die Aktualität hinausreichende Essenz. Die Frage nach der Haltung des Stücks, nach seinem...