Frischer Wind aus Moskau
Das Moskauer Bolschoi Theater gilt westlichen Besuchern als Opernmuseum schlechthin, und es hat sich bis vor Kurzem auch selbst so definiert. Ein schönes Beispiel bietet die Inszenierung des «Eugen Onegin» von 1944, die mehr als sechs Jahrzehnte auf dem Spielplan des Hauses stand und im Jahr 2000 von dem unlängst verstorbenen Regisseur Boris Pokrovsky noch einmal aufgefrischt und auch auf DVD festgehalten wurde.
Dmitri Tcherniakov, der 2006 eine Neu-Inszenierung wagte, fiel die nicht einfache Aufgabe zu, frischen Wind in das Haus zu bringen, ohne den Boden der Tradition gänzlich zu verlassen. Das ist ihm beispielhaft gelungen. Die bei einem zu Recht bejubelten Gastspiel in Paris aufgezeichnete Produktion ist die intelligenteste, fantasievollste und handwerklich brillanteste Deutung des Stücks, die mir bekannt ist.
Bei Tcherniakov, der zugleich sein eigener Bühnenbildner ist, spielt das Stück in einer hermetischen Welt, die historisch nicht definiert ist. Die Kostümierung changiert zwischen der Entstehungszeit und dem Heute. Ein Saal mit einer langen Festtafel bietet den szenischen Rahmen, ob in der russischen Provinz oder im mondänen Petersburg. Kommunikation findet ausschließlich ...
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