Ein Provokateur, der geliebt werden will
Wo er ist, ist Streit. Meinungsstreit. Wo Calixto Bieito arbeitet, prallen die Ansichten aufeinander. Erregt. Eifernd. Gereizt. Häufig wütend. Keiner in jüngerer Zeit, der Publikum wie Kritik so spaltet wie er. Die einen stilisieren ihn zum Messias der Musiktheater-Vergegenwärtigung. Für die anderen ist er die Inkarnation des roten Tuchs.
Daheim in Spanien steht er zwei Schauspielensembles vor, in Barcelona und Madrid.
Und als Schauspielregisseur trat er auch in Mitteleuropa erstmals markant in Erscheinung: 2001, mit Shakespeares «Macbeth» in Salzburg, «in Form einer sportlich-pornografischen Orgie in einem Fitnessstudio», wie damals notiert wurde. Vor allem einer ist es, der das Schicksal seiner Opernarbeit an Bieito knüpfte: Albrecht Puhlmann an der Staatsoper Hannover (und jetzt auch in Stuttgart). Später kamen Frankfurt und die Komische Oper Berlin hinzu. Mozarts «Don Giovanni» ist 2002 der erste hannoversche Paukenschlag. Der «Spiegel» kommentierte, dass die Regie «Giovanni vom feurigen Edelmann zum lüsternden Dreckskerl und die Entourage des Kavaliers zu einer Horde versiffter Outlaws abwrackte.»
Über Bieitos nächste Opernaktualisierung in Hannover war zu lesen: «In Verdis ...
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Herr Pierwoß, Bremen und seine Theaterpolitik – ist das für Sie Anlass zu einem Rückblick im Zorn?
Ganz zweifellos. Vor einiger Zeit, als wir an dem Buch über meine Bremer Jahre arbeiteten, das jetzt herausgekommen ist, bin ich noch einmal detailliert meine dreizehn Spielzeiten durchgegangen. Und da sind bei mir doch viele Aggressionen wieder hochgekommen....
Eine Ära ist zu Ende gegangen. Nach dreizehn Jahren hat Klaus Pierwoß, dienstältester Bremer Nachkriegsintendant, in diesem Sommer seine von vielen Erfolgen und überregionaler Anerkennung begleitete Tätigkeit in der Hansestadt abgeschlossen. Eine Zeit, die für den Amtsinhaber nicht ohne Anfeindungen verlaufen ist, vor allem seitens der offiziellen Bremer...