Ein Hoch auf die Künstlichkeit
Dem Publikum im römischen Teatro delle Dame gefiel das Werk nicht, mit dem Pietro Metastasio sich 1728 als Librettist in der heiligen Stadt vorstellte. Dabei hatte der junge Dichter sich mit seinem Operntext größte Mühe gegeben und ein abwechslungsreiches Drama geschaffen, das dem Komponisten Leonardo Vinci eine ideale Vorlage bot. Im Mittelpunkt steht Cato der Jüngere (Catone), ein erklärter Gegner Caesars (Cesare), der nach Utica in Afrika floh, nachdem Pompeius, auf dessen Seite Cato stand, im Kampf unterlegen war.
Caesar besiegte auch die Reste der gegnerischen Armee und erklärte sich zur Versöhnung mit Cato bereit. Als prinzipientreuer Verteidiger der Republik lehnte Cato dieses Angebot jedoch ab und wählte den Freitod.
Metastasio übernahm den historischen Handlungsrahmen, reicherte ihn aber mit operntypischen Elementen an. Zu den beiden Kontrahenten Cesare und Catone treten Marzia, die Tochter Catones, die mit Cesare eine geheime Liebesbeziehung unterhält; Emilia, die Witwe Pompeius’, die den Tod ihres Mannes rächen will, aber auch ein Auge auf den römischen Senatsgesandten Fulvio geworfen hat; schließlich der numidische Prinz Arbace, der Catone im Kampf gegen Cesare ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Thomas Seedorf
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