Durchaus leidenschaftlich und phantastisch
Ein hochsommerlicher Tag in Dresden. Gefühlt 30 Grad. Immerhin säuselt, fast unhörbar, ein Wind durch die Bäume am Straßenrand. Es ist eine auf den flüchtigen Blick angenehm ruhige Gegend, zehn Straßenbahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, in der Lydia Steier wohnt. Doch der Schein trügt. Draußen vor der Tür hängen die Plakate für die Sachsen-Wahl, leider auch solche der rechtsextremen AfD, die schon im Stadtrat die Mehrheit hat und nun drauf und dran ist, ihren gefährlichen politischen Einfluss weiter auszudehnen.
Drinnen, hinter der Tür, ist davon zum Glück nichts mehr zu spüren. Aber da wartet, kaum zu glauben, aber wahr, ein Bär. Naja, nicht ganz und auch alles andere als bedrohlich. «Bear», so sein bürgerlicher Name, ist eine melancholisch dreinblickende französische Bulldogge, gut elf Jahre alt und vermutlich einer der freundlichsten Hunde der Welt. Zudem ein echter Opernfreak. Bear spielte schon Maskottchen bei «Faust»-Verleihungen, lag bei Premierenfeiern in den Armen von Operndiven, hat etliche Häuser durch den Bühneneingang betreten und sieht nun seinem wohlverdienten Ruhestand entgegen, der vorwiegend in einem kuscheligen Körbchen stattfindet, weil dem Guten langsam die ...
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Opernwelt Jahrbuch 2024
Rubrik: Regisseurin des Jahres, Seite 30
von Jürgen Otten
Als erst zweite Oper einer Frau (nach Louise Bertins «La Esmeralda») wurde 1895 an der Pariser Opéra «La Montagne Noire» von Augusta Holmès uraufgeführt. Geboren 1847 in Paris als Tochter einer irischstämmigen Familie lernte sie ihr musikalisches Handwerk unter anderem als Schülerin César Francks. Ihre Werke veröffentlichte sie zunächst unter männlichem Pseudonym,...
Kunstwerke, so hat es Theodor W. Adorno im Rahmen seiner «Ästhetischen Theorie» einmal behauptet, seien «nicht von der Ästhetik als hermeneutische Objekte zu begreifen; zu begreifen wäre, auf dem gegenwärtigen Stand, ihre Unbegreiflichkeit». Damit hat der Musikphilosoph nicht nur das Enigmatisch Autonome eines jeden Kunstwerks gekennzeichnet und sich selbst, einem...
Die Exegese seiner literarischen Texte und Briefe füllt ganze Regale. Kaum ein bedeutender Autor der Moderne wurde so häufig unters Mikroskop gelegt wie Franz Kafka, dessen 100. Todestag wir in diesem Jahr begehen, kaum einer – Samuel Beckett vielleicht ausgenommen – ließ derart viele unterschiedliche, sich zum Teil sogar deutlich widersprechende Deutungen zu....
