Durch alle Seelentöne
Ins Labyrinth ihrer Obsession verstrickt erscheint die Titelheldin bereits in der Ouvertüre: Der Regisseur Christoph von Bernuth widersteht allen Fallstricken einer fast schon zur Routine gewordenen Idee, pantomimisch ganze Vorgeschichten zu erzählen. Stattdessen nur das hundertfach gespiegelte Wort Hippolyte – ein Irrgarten, in dem gleich in der ersten Szene das Objekt der am Ende tödlichen Begierde in arglos-froher Jagdgesellschaft erscheinen wird.
Eben diese Verstrickung wird zum visuellen Leitmotiv des Werks: Drei Akte lang werden wir Phè-dre immer wieder eingeschlossen in ein Guckkastenkabinett erleben, dessen Boden und Wände sie manisch mit dem Namen des unerreichbaren, geliebten Stiefsohns beschmiert. Und wenn sie im dritten Akt daraus auszubrechen und bei einer teilnahmlosen Bevölkerung menschliche Regungen zu erwecken versucht, bringt die Drehbühne sie doch wieder gnadenlos in ihr emotionales Gefängnis zurück. Bernuths Regie und die Bühne von Oliver Helf finden immer wieder solche großen, aus einfachen Formen und Bewegungen entwickelte Konstellationen. Symbolträchtig sind sie, meist eher abstrakt als erzählerisch, immer aber treffen sie präzise den dramatischen Punkt.
Und ...
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Opernwelt März 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von
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