Dramatische Eloquenz
Am Cembalo spielt er Bach und Scarlatti, doch als Operndirigent hat es Christophe Rousset auf Raritäten abgesehen: Mit besonderer Vorliebe widmet sich der Franzose dem Musiktheater des Rokoko und verortet Ausgrabungen wie Tommaso Traettas «Antigona» und zuletzt an der Leipziger Oper Johann Christian Bachs «Temistocle» im Spannungsfeld zwischen später Opera seria, aufkeimender Empfindsamkeit und der orchestral geprägten Opernreform Glucks.
Auch Niccolo Jommellis «Armida Abbandonata», die das französische Label Ambroisie jetzt auch in Deutschland veröffentlicht (zuvor war die 1994 entstandene Aufnahme lediglich kurze Zeit auf dem Eigenlabel der französischen fnac-Kette erhältlich), gehört in diese Reihe. Zu seiner Zeit galt der 1714, im gleichen Jahr wie Gluck, geborene Jommelli als Radikalreformer, der in seinen am Stuttgarter Hof entstandenen Musikdramen für eine Dramatisierung des vokalen Ausdrucks im Sinne einer expressiven Textdeklamation sorgte. Die 1770 für Neapel entstandene «Armida» bedeutet demgegenüber freilich einen gewissen Rückschritt: Dem dort noch unangefochtenen Primat der möglichst melodiösen und reich ornamentierten Gesangslinie musste sich auch Jommelli ...
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Nicht gerade mit überschäumender Emsigkeit, doch im einzelnen Fall mit großem Engagement beschäftigen sich die Opernhäuser mit den Bühnenwerken Franz Schuberts. Seit der denkwürdigen «Fierrabras»-Aufführung 1988 am Theater an der Wien, in Ruth Berghaus‘ Inszenierung, von Claudio Abbado dirigiert, haben mehrere Operntheater sich des Werkes angenommen, etwa Zürich...
Von den Protesten, die der Bayreuther «Ring»-Produktion 1976 entgegenschlugen, können sich viele, die nicht dabei waren, heute kaum noch eine Vorstellung machen. Dass grimmig blickende Menschen mit Transparenten um das Festspielhaus liefen, auf denen, groß und ernst gemeint, ein Alberich-Zitat stand, war dabei noch das Geringste: «Verflucht sei dieser ‹Ring›»....
Dass Salzburg 1982 in Levine/Ponnelles «Zauberflöte» eine «ideale» Aufführung gesehen haben will, erstaunt angesichts dieser Aufnahme. War alles andere damals so schwach, dass solch eine Klassikerpflege als überragend galt? Oder hat der «historische» Mitschnitt den Esprit nicht eingefangen? Neben der statischen Regie und den schleppenden Dialogen stört die Routine...