Drama, Metatheater, Kabarett
Nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Diese «Meistersinger von Nürnberg» begannen mit einer musikalischen Enttäuschung, dafür mit einem szenischen Hingucker. Wie sich der Karlsruher GMD Justin Brown durch das Vorspiel ackert, die Badische Staatskapelle sich durch die Noten arbeitet: Das klingt schwerfällig, gepanzert, behäbig. Die quickeren, lustspielhafteren Partien freilich lassen das Happy-End zumindest erhoffen. Und tatsächlich, den gelösten, gelenkigen Tonfall der Konversationskomödie treffen Dirigent und Orchester bald aufs Glücklichste.
Die philosophischen Tiefen des Schlussakts entfalten sich mit gemessenem Nachdruck. Das hat Format.
Hebt sich die gigantische Vorhang-Collage aus Dutzenden von «Meistersinger»-Plakaten und -Plattenhüllen, sehen wir uns zwei kleineren Räumen ohne Eigenschaften und einem größeren in der Mitte gegenüber: keine Katharinenkirche, eher ein Gemeindehaus – ein neutrales Angebot von Rainer Sellmaier. Der Kantor ist Beckmesser, ein Strizzi, der nachts mit einer Lautsprecherbox unterwegs sein wird: ein Überraschungscoup ohne Regiefolgen. Rechts nebenan ereignet sich der Hingucker: Sachs und Eva knutschen angelegentlich. Das ist kein Schmatz. Das ist ...
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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Heinz W. Koch
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