Donners Rache
Wenn ein «Rheingold»-Mime nur sein «Nehmt euch in acht! Alberich naht» singen darf, wenn Donner und Froh gestrichen, die Nibelungen mit einem einzigen Schrei vom Band präsent und alle Szenen so drastisch gekürzt sind, dass dramaturgisch und musikalisch nur mehr teils abrupt aufeinander folgende Kernstücke übrig bleiben, dann muss wohl in den Tiefen des Rheins, den Klüften Nibelheims und auf den freien Bergeshöhen etwas oberfaul sein.
Darüber kann selbst eine spektakuläre Kulisse wie das aus der Gründerzeit stammende Stadtlagerhaus im Regensburger Westhafen mitsamt modernen Kränen, das mit eindrucksvollen Großprojektionen und einem Schluss-Feuerwerk bespielt wird, nicht hinwegtäuschen.
Natürlich hatte Intendant Jens Neundorff von Enzberg in seiner letzten Saison keinen leichten Job. Als an bayerischen Staats- und Stadttheatern endlich wieder gespielt werden durfte, waren die Corona-Vorgaben selbst für Freilichtveranstaltungen nicht von Pappe. So wurde aus der für das Stammhaus geplanten Neuinszenierung von Richard Wagners «Rheingold» wenigstens noch ein Open-Air-Event gestrickt – mit Vorlauf und trotzdem sehr heißer Nadel, denn der Spielort war und ist zum Teil ein Industriehafen ...
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Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Panorama, Seite 74
von Monika Beer
Wirklich furchterregend ist das Biest, das da, aus der Bühnentiefe des Festspielhauses geschlüpft, über einen hinwegbraust, auf mächtigen Schwingen, mit grünem Schuppenkleid und einem Maul voll gezackter Zähne, aus dem Feuerstrahlen schießen. Wie sich halt Richard Wagner seinen Drachen dachte, der schon zur Uraufführung des «Siegfried» nur unvollständig realisiert...
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