Donizetti gestern und heute
Mit seiner «Rosmonda d’Inghilterra» auf ein Libretto von Felice Romani, der die historische Geschichte von Henry II. und seiner Geliebten Rosamund de Clifford sehr frei behandelte, errang Gaetano Donizetti bei der Uraufführung (Florenz, Februar 1834) nicht mehr als einen Achtungserfolg. Noch zu seinen Lebzeiten verschwand das Stück von den Spielplänen. Erst im Zuge der Donizetti-Renaissance tauchte es wieder auf. Eine CD-Produktion des Labels Opera Rara (mit Renée Fleming in der Titelrolle) entstand 1994.
Gelsenkirchen wagte zehn Jahre später eine szenische Wiederbelebung, die allerdings folgenlos blieb.
Nun liegt eine Produktion aus Donizettis Heimatstadt Bergamo auf DVD vor, die einer Rekonstruktion der Originalfassung gleichkommt und die bislang geringe Wertschätzung des Werks unverständlich erscheinen lässt. Zwei Monate nach «Lucrezia Borgia» und anderthalb Jahre vor «Lucia di Lammermoor» herausgekommen, ist «Rosmonda» in jeder Beziehung eine Oper der Reifezeit: Die Schablonen des romantischen Melodrams werden aufgebrochen, die Türen zu einem moderneren Verständnis des Musikdramas aufgestoßen.
Zwar versorgt Donizetti die fünf Protagonisten – in der Premiere sangen wie kurz ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Ekkehard Pluta
Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Also fangen wir mit dem Bekenntnis an, dass auch uns schon hanebüchene Schnitzer durchgerutscht sind. Da wurde zum Beispiel die «Traviata» mal kurz Puccini untergeschoben, ein gewisser Herr Hayden schaffte es sogar aufs Cover. Und keiner hat’s gemerkt. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen...
Ulrich Schreiber brach schon 2006 im letzten Band seines «Opernführers für Fortgeschrittene» eine Lanze für Samuel Barbers «Vanessa», indem er meinte, dass dessen «in erweiterter Tonalität angelegte Musik ... dem psychologisierenden Kammerspiel mehr als nur einen klangsinnlichen Rahmen zu geben» vermöge. Gleichwohl sollten noch einige Jahre vergehen, bis diese...
Die Entdeckungsreisen, zu denen der Palazzetto Bru Zane in reger Folge einlädt, sind hochwillkommenes Gegengewicht zur Routine des Repertoires. Nun eine Oper von Saint-Saëns aus dem Jahre 1887: «Proserpine» (in der zweiten Fassung von 1899). Das 1838 verfasste experimentelle Drama eines Hugo-Nachahmers hat in der Bearbeitung als Oper freilich viel von seiner...
