Die Macht des Schicksals

The Grange Festival präsentiert einen Doppelabend aus «Orfeo ed Euridice» von Gluck und «Dido and Aeneas» von Purcell, Tschaikowskys «Pique Dame» und Mozarts «Così fan tutte»

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Gott würfelt nicht. Nie. Gott folgt einem klaren, graniten verfugten Schöpfungsplan. Die Götter Griechenlands hingegen, ohnehin eine überaus bunte Versammlung apart-disparater Naturgewalten und neurotischer Temperamente, haben es damit nie so ganz genau genommen. Kam es ihnen in ihren launischen Sinn, lockten sie die Irdischen auch mal heraus aus ihrer kleinen Welt, um zu sehen, wie sie sich fern der Heimat zu helfen wüssten. Besonders schlimm traf es den Ursänger Orpheus.

Kaum hatte er seiner schönen Eurydice den Hochzeitsschleier gelüftet und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen gehaucht, sank sie zu Boden und atmete nicht mehr. Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt und auch, welch himmlische Musik Christoph Willibald Gluck dazu erfunden hat in seiner ersten Reformoper «Orfeo ed Euridice» von 1762.

Fragt sich nur: Wie erzählt man diese Geschichte heute? Gott ist abwesend, wenn nicht tot (darüber streiten die Gelehrten noch), die Götter harren im Exil der Dinge, und die Sache mit der Liebe ist in unserer eskapistischen Gesellschaft auch nicht einfacher geworden. Daniel Slater wählt beim Grange Festival den bestmöglichen Weg. Er lässt den Dingen und Menschen (und auch ...

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Opernwelt August 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Jürgen Otten

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