Die Leuchtkraft der Wahrheit
Dieses Opus, diesen Komponisten hatte bis vor Kurzem so gut wie niemand auf dem Schirm: «Guercœur» von Albéric Magnard. Erst zwölf Jahre nach Magnards Tod – er wurde 1914 von deutschen Soldaten erschossen, als er sein Haus verteidigen wollte – erklang die «Tragédie en musique» des Einzelgängers, der den Pariser Kultursalons stets fern geblieben war, zum ersten Mal. Um sogleich wieder zu verschwinden.
Auch ein Wiederbelebungsversuch auf CD unter Michel Plasson 1986 konnte das zwischen barockem Welttheater und Mysterienspiel oszillierende Werk nicht als feste Repertoiregröße etablieren. Nun hat das Theater Osnabrück eine szenische Uraufführung riskiert, deren exemplarische Qualität alle Zweifel an der Bühnentauglichkeit des Stücks zerstreut
Es wird schon so sein, dass einige Häuser, die größer sind als Osnabrück, nun «Guercœur» ansetzen. Im Grunde gehört ein Stück von solchen inneren und äußeren Dimensionen auf den Spielplan der Salzburger Festspiele, am besten in die Felsenreitschule, so wie jetzt «Œdipe» von Enescu, vorher Reimanns «Lear», Rihms «Eroberung von Mexiko» oder der «Saint François» von Messiaen. Mit solchen Stücken hat «Guercœur» den Anspruch gemeinsam. Es geht ums ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Wiederentdeckung des Jahres, Seite 44
von Stephan Mösch
«Große Oper – viel Theater?» lautet der Titel einer Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt über Bühnengebäude in Europa, die seit März 2018 durch die Bundesrepublik tourt. Die Schau stellt nicht nur ikonische Neubauten wie die Oper Oslo oder die Elbphilharmonie in Hamburg vor, sondern auch aufwändig sanierte und modernisierte Häuser wie die...
Wagner: «Parsifal»
Théâtre Royal de la Monnaie, Brüssel (2011)
Der Wald steht schwarz und schweiget keineswegs. Kleine Lichtschneisen durchzittern sein dichtes Laub, geben uns ein Gefühl für seine prächtigen Baumkronen. Aus dem Geäst kommen Fanfaren und Stimmen. Menschen? Naturwesen eher, bemoost am ganzen Körper oder mit Blättern überzogen. Oder doch Soldaten...
Lange hat sich Manfred Eicher, Gründer und Chef des renommierten Münchner ECM-Labels, vehement dagegen gewehrt, CDs aus seinem Haus im Netz zugänglich zu machen. Weil er sie als Gesamtkunstwerke aus Klang, visueller Gestaltung und Text versteht. Vor zwei Jahren gab er das Prinzip auf – ihm war klar geworden, dass die Tage der physischen Tonträger gezählt sind. Das...