Opernwelt Jahrbuch 2019
Opernhaus des Jahres
Mitten in Europa
Künstlerische Neugier, höchster ästhetischer Anspruch und eine couragierte Programmpolitik haben dafür gesorgt, dass die Opéra national du Rhin während der Intendanzen von Marc Clémeur und Eva Kleinitz in den Fokus des internationalen Interesses gerückt ist. Verdienter Lohn: die Wahl zum «Opernhaus des Jahres»
Danke, für alles!
Nur zwei Spielzeiten waren ihr als Intendantin der Opéra national du Rhin vergönnt. Eva Kleinitz hat sie genutzt, um die weltoffene Identität der drei Bühnen in Strasbourg, Colmar und Mulhouse zu schärfen und in die Zukunft weiterzudenken. Hommage an eine beeindruckende Persönlichkeit, die in der Blüte ihrer Kreativität aus der Theaterfamilie gerissen wurde, für die sie ihr Leben lang brannte
Sängerin des Jahres
Wunderbar wandelbar
Die Attitüde der Operndiva ist ihr völlig fremd. Und das, obwohl ihre vokalen Möglichkeiten exorbitant sind. Asmik Grigorian schöpft ihre Inspiration lieber direkt aus dem Leben, aus seinen Höhen, aus seinen Abgründen. Einzig um Durchdringung geht es der litauischen Sopranistin – in jeder Rolle, die sie verkörpert, zu der sie buchstäblich wird, wenn sie auf der Bühne steht. Ein Würdigung
Aufführung, Regisseur, Bühnenbildner des Jahres
Schwirren und Beben
Jedem Zauber wohnt ein Schrecken inne: Gedankensplitter zur Theaterphilosophie von Romeo Castellucci
In der Fremde zu Hause
Für die Oper «entdeckt» hat ihn Peter de Caluwe, Intendant der Brüsseler Oper. «Parsifal è mio», simste Romeo Castellucci in die Hauptstadt Europas, als ihm Wagners Bühnenweihfestspiel angeboten wurde. Seither setzte er sich u. a. mit Scarlatti, Gluck, Mozart, Strauss, Schönberg, Strawinsky, Arthur Honegger und Morton Feldman auseinander. Und schuf stets verblüffende Bilder, die ihre Werke neu hören lassen. Ein Panorama
Uraufführung des Jahres
Sprechend sprachlos
Woher kommen die Beckett-Stimmen, nicht nur in «Fin de partie»? Versuch, den Komponisten György Kurtág zu verstehen
Wiederentdeckung des Jahres
Die Leuchtkraft der Wahrheit
Als würden Werk und Aufführung zusammenfallen: «Guercœur» von Albéric Magnard am Theater Osnabrück
Friedensarbeit
Seit Ralf Waldschmidt 2011 die Leitung des Theaters Osnabrück übernahm, bringt das Haus regelmäßig Raritäten aus dem frühen 20. Jahrhundert auf die Bühne. Und das Publikum zieht begeistert mit. Wie das?
Dirigentin des Jahres
Verführung durch Authentizität
Seit sie am Staatstheater die musikalische Leitung übernommen hat, hebt Nürnberg ab. Wie macht Joana Mallwitz das? Die «Dirigentin des Jahres» über Beruf und Berufung, Chancengleichheit, langfristiges Denken und das faszinierende Gift in Wagners «Tristan und Isolde»
Bilanz
Nachwuchskünstlerin des Jahres
Im Mahlstrom des Betriebs
Die norwegische Sopranistin Lise Davidsen ist ein außerordentliches Talent. Aber was wird aus ihrer Stimme?
Bilanz
Kostümbildnerin des Jahres
Schrill, knallig, farbenfroh
Wie aus dem Bilderbuch: Ursula Kudrna entwirft Kostüme, die nicht nur prächtig kleiden, sondern zeichenhaft Geschichten erzählen
Bilanz
Buch des Jahres
Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts
Mit seinem bei Rowohlt erschienen Buch «Der Klang von Paris» ist Volker Hagedorn eine virtuos temperierte Mixtur aus Kulturgeschichte, Reisebericht und quellengestützer Fiktion gelungen. Ein Werkstattgespräch
Jacques Offenbach
Mehr als Amüsement
Plädoyer für die fantastisch-melancholischen Qualitäten von Jacques Offenbachs notorisch unterschätzter Theaterkunst
Edita Gruberova
Wie auf dem Sklavenmarkt
Länger als ein halbes Jahrhundert wurde sie auf den Opernbühnen der Welt gefeiert, als vielleicht letzte Assoluta unserer Zeit. Eine atemraubende Laufbahn, die Edita Gruberova nicht zuletzt eiserner Disziplin und dem Umstand verdankt, dass die Stimme in Ruhe reifen konnte. Ein Glück, das jungen Sängern im hektischen, oft eher an medialer Ausstrahlung als an gesunden Stimmen orientierten Betrieb heute kaum mehr zugestanden wird
Theodor Fontane
Manche lieben das «excitement»
In den Romanen Theodor Fontanes ist die Verführungsmacht der Musik, zumal der Werke Wagners, immer wieder Thema. Gleichwohl tun sich Komponisten schwer mit seiner Prosa. Warum ist dieser klarsichtige Chronist der Gründerzeit nie auf der Opernbühne heimisch geworden?
Musiktheater heute
«Wir sind doch keine Konzeptspuckapparate»
Wie modern ist Musiktheater? Was bedeutet überhaupt der Begriff? Welche Implikationen sind mit ihm verbunden? Und was ist die genuine Aufgabe dieser Kunstform in einer sich ständig, vor allem medial verändernden Gesellschaft? Ein Gespräch mit Laura Berman, seit Beginn der Spielzeit 2019/20 Intendantin der Staatsoper Hannover, Nicola Hümpel, Regisseurin und Leiterin der Kompanie Nico and the Navigators, und der Dramaturgin Ann-Christine Mecke
Die Frau ohne Schatten
«Die letzte romantische Oper»
Hugo von Hofmannsthal, Richard Strauss und «Die Frau ohne Schatten» – Versuch, sich über eine 100-jährige Schönheit zu verständigen
Oper, jung
Kleines, großes Wunder
Kindermusiktheater ist «in». Republikweit, aber auch jenseits bundesdeutscher Grenzen kümmern sich die Opernhäuser und Festivals gezielt um den Nachwuchs – weil sie begriffen haben, dass man die Kunstform nur so fit für die Zukunft machen kann. Eine Rundschau und ein Plädoyer für Nachhaltigkeit
Schaukästen der Macht
Imperiale Gesten
Anmerkungen zur Repräsentationsarchitektur der großen Opernbauten in Wien und Paris
Audiostreaming
«Der Nutzer hat immer Recht»
Noch ist mit Audiostreaming klassischer Musik nicht viel Geld zu verdienen. Doch die Anbieter verzeichnen enorme Wachstumsraten. Eine Übersicht
Service
OPERNWELT-DIALOGE
Podiumsdiskussion: OPERNWELT-DIALOGE in Mannheim free
Schuhschachtel, Weinberg, Open Box – welche Räume braucht das Theater? Podiumsdiskussion mit Anna Viebrock, Peter Rundel, Albrecht Puhlmann, Karlheinz Müller und Jan Dvořák am Nationaltheater Mannheim.