Die doppelte «Elektra»
Hugo von Hofmannsthals «Elektra» war nicht als Libretto geplant, sondern ein Versuch des Dichters, dem Lyrismus seiner frühen Bühnenwerke zu entkommen und zum «dramatischen Drama» vorzustoßen – ein Versuch, der ihm nach eigenem Bekenntnis «erst nur halb» gelang. Richard Strauss, der das Stück 1903 in Max Reinhardts Berliner Inszenierung (mit Gertrud Eysoldt in der Titelrolle) sah, erkannte in dem Text die Möglichkeit, seine «Salome» noch zu steigern, und konnte den Dichter gewinnen, die Tragödie zu einem Opernlibretto umzuformen.
Dabei blieben viele gedanklich und psychologisch entscheidende Textpassagen auf der Strecke, wohingegen vertonbare lyrische Verse hinzugefügt werden mussten. Später, während der gemeinsamen Arbeit am «Rosenkavalier», beklagte Hofmannsthal (gegenüber Harry Graf Kessler), dass Strauss ihn nicht verstanden habe, sonst hätte er nicht über «ein in sich completes Stück eine – entbehrliche – Symphonie (ge)schüttet wie Sauce über den Braten».
Eine Gegenüberstellung des Theaterstücks mit der Oper, wie sie jetzt von der Edition Mnemosyne unternommen wurde, ist deshalb prinzipiell reizvoll und erhellend, auch wenn sie an dem Befund nichts ändert, dass die ...
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