Der Wutbürger schießt
Richard Wagner verehrte zeitlebens Daniel-François-Esprit Aubers «Muette de Portici». Das Stück war für ihn ein prägendes Jugenderlebnis, nicht nur wegen des spektakulären Sujets des neapolitanischen Lazzaroni-Aufstands von 1647 und des tragischen Scheiterns seines charismatischen Führers Masaniello, der wie ein Schatten die Konzeption von «Rienzi» begleiten wird, sondern vor allem wegen der «ungewohnten Konzision und drastischen Gedrängtheit der Form […] fast wirkliche Musik-Bilder» habe man vor sich zu sehen geglaubt.
Wie Musik zu Bildern werden kann, führte Aubers ingeniöse Idee vor, die Titelrolle der Fenella als stumme Pantomime zu einem elaborierten Orchestersatz anzulegen, der im Laufe des Werks durch Rückerinnerungen immer sprechender wird, bis seine Rede unter dem Donner des Vesuvs untergeht.
Wie aber heute einen vordergründig eher pittoresken Historienschinken auf die Bühne bringen? Und dies in einem Moment, in dem das Publikum angesichts der Weltlage kaum noch «Aktualisierungen» braucht? Der Regisseur Paul-Georg Dittrich und sein erfindungsreicher Bühnenbildner Sebastian Hannak wählen einen durchaus gut gedachten Ansatz: Eine Zeitreise bringt uns aus der erzählten Zeit ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juni 2025
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Klaus Heinrich Kohrs
Im Ranking der meistgespielten Opern lebender Komponisten rangierte Kurt Weills Einakter «Der Zar lässt sich fotografieren» von der Uraufführung 1928 bis zu dessen Verbot 1933 auf dem zweiten Platz, gleich nach Strauss’ «Rosenkavalier». Seinen Erfolg verdankte Weills «Zeitoper» insbesondere ihrem gewitzten Aktualitätsbezug. In der Partitur pulsieren nicht nur Jazz...
Nach ihrer CD mit Liedern von Louis Beydts (siehe OPERN-WELT 6/2024) sind der Tenor Cyrille Dubois und sein Klavierpartner Tristan Raës erneut im «Jardin de la mé-lodie», im französischen Liedgarten, wie die beiden im Booklet schreiben, fündig geworden: mit sämtlichen 31 Mélodies des am Vorabend des Ersten Weltkrieg an Tuberkulose verstorbenen Gabriel Dupont...
Es waren einmal zwei Königskinder, die konnten vielleicht doch zueinanderkommen. Noch während sich die Musik in schmerzvoll-chromatischen Dissonanzen ergeht, die aber sämtlich doch eher sublim-geschliffen als rustikal-rau klingen, zeigt ein Video Tantris (Künstlername Tristan) und Isolde, beide rotschopfig, inmitten der unberührten Natur, er am Ufer eines Gestades,...