Der Ursprung ist das Ziel
Das Wagnis einer abenteuerlichen Zeitreise in die Vergangenheit stand auf dem Programm der 32. Karlsruher Händel-Festspiele: die historisch genaue Bühnenumsetzung von Händels Oper «Radamisto» 289 Jahre nach ihrer ersten Aufführung im Londoner King’s Theatre 1720. Wie es geklungen hat, glauben wir nach fünfzig Jahren Umgang mit der historisch informierten Aufführungspraxis zu wissen – auch wenn unsere Wahrnehmung eine andere ist als die der damaligen Zuhörer.
An die geschärften Klänge der historischen Instrumente und ihr raueres Timbre, an die schlankeren, geraderen Stimmen der Solisten haben wir uns längst gewöhnt, ja setzen sie schon als selbstverständlich voraus. Die Stücke allerdings – Figuren, Handlung, Text – werden vom modernen Regietheater meist als Lizenz zur Willkür benutzt. Die Beliebtheit barocker Oper heutzutage rührt gewiss auch daher, dass sie dank ihrer offenen Form sich geradezu als Tummelwiese von Aktualisierung, Ironisierung und Persiflage anbietet, auf der man nach Gusto die Musiknummern umstellen oder die Handlung gänzlich umfunktionieren kann.
Der von der belgischen Regisseurin und Choreografin Sigrid T’Hooft in dieser Konsequenz erstmals unternommene Versuch ...
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Ulrich Schreiber nennt sie den «wichtigsten Beitrag Frankreichs zur veristischen Opernbewegung». Der gute alte Kloiber hatte schon Jahrzehnte zuvor die «fast surrealistisch überhöhten» Milieuschilderungen in Gustave Charpentiers «Louise» hervorgehoben. Eben diesen Weg, den vor kurzem Christof Loy in Duisburg (siehe OW 11/2008) gegangen war, wählt jetzt auch...
In der stattlichen Diskografie von Puccinis «Madama Butterfly» nehmen die Produktionen der EMI vordere Plätze ein. Fast unerreicht in ihrem unsentimentalen, fast schroffen Habitus ist Gianandrea Gavazzenis Mono-Einspielung von 1954 mit Victoria de los Angeles und Giuseppe di Stefano. Herbert von Karajans klangsinnlichere Version aus dem folgenden Jahr, mit Maria...
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich kann mir gut vorstellen, dass viele von Ihnen heute mit Skepsis ins Radialsystem gekommen sind. Sagen wir es mit einem Titel von Botho Strauß: Bekannte Gesichter – gemischte Gefühle. Was sollen sie denn bringen, solche Diskussionsrunden? Ist es nicht immer dasselbe: Letztlich reden die Beteiligten erst höflich, dann...