Der Mythos lebt
Die im Schloss Rheinsberg residierende Kammeroper hat in den über drei Jahrzehnten ihres Bestehens stets für beste Unterhaltung gesorgt. Sie hat junge Talente entdeckt, vergessene Opern revitalisiert und zeitgenössische in Auftrag gegeben. Rheinsberg ist immer für eine Überraschung gut, aber dass in der Ruppiner Provinz einmal Vivica Genaux zu er -leben sein würde, noch dazu in einer auf Deutsch gesungenen Gluck-Oper, das hätte man dem utopiefeindlichen Preußen niemals zugetraut. Und doch geschah es jetzt.
Das Koloraturwunder aus Alaska sang erstmals die Klytämnestra, eine koloraturfreie Partie. «Iphigenie in Aulis» wird dieser Tage 250 Jahre alt, ebenso das von Prinz Heinrich, dem kleinen Bruder des großen Friedrich, geschaffene Rheinsberger Schlosstheater, wo man seinerzeit auch schon Glucks Pariser Erfolgsdrama gespielt hatte.
Beide «Iphigenie»-Opern werden selten gespielt, dafür gibt es verschiedene Gründe. An einem ist der Komponist unschuldig: Die dramatische Wucht dieser Stücke lässt sich – anders als der Lyrismus Händels – auf sogenannten Original -instrumenten kaum darstellen. Das Concerto Brandenburg bewies es gleich in der Ouvertüre, die hier nicht nach griechischer ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Volker Tarnow
Wolfgang Rihms Musiktheater «Die Hamletmaschine», 1987 in Mannheim uraufgeführt, hat immer Respekt erfahren, aber dazwischen verging jedes Mal sehr viel Zeit. Geradezu enigmatisch ist Heiner Müllers Textvorlage, immens der Aufwand. Nur wer zu beidem bereit ist – großen Aufwand für unlösbare Rätsel zu betreiben –, hat etwas davon. Zum Beispiel das Staatstheater...
Selbst Enthusiasten Neuer Musik horchen beim Namen von Reinhard Febel nicht sofort auf. Der in Metzingen geborene, bei Klaus Huber sowie am Pariser Elektronik-Studio IRCAM ausgebildete Komponist wirkte lange als Professor am Salzburger Mozarteum. Neben vielen orchestralen und vokalen Werken gab es immer wieder mal ein Musiktheater, meist an literarischen Stoffen...
Pique Dame beeindruckt mich nicht, zu diesem Sujet würde ich nur Minderwertiges schreiben können.» So Peter Iljitsch Tschaikowsky 1888 in einem Brief. Zwei Jahre später hatte er es sich anders überlegt und seine dritte Puschkin-Oper – nach «Eugen Onegin» und «Mazeppa» – binnen eines guten Monats aufs Papier geworfen. Ein wenig zu schnell. Neben den späten...