DER KURZE SOMMER DER TRÄUME
Einer Sache kann man sich im oft wenig überraschenden Opernbetrieb sicher sein: Inszeniert David Marton, bekommt man etwas, das man in dieser Form vermutlich noch nicht gesehen hat. Auch wenn, wie im vorliegenden Fall, Corona eine gewisse Mitschuld trägt. Ursprünglich sollte Marton am Opernhaus Zürich «L’olimpiade» von Giovanni Battista Pergolesi inszenieren, eine Barockoper mit der diesem Genre innewohnenden Handlung von Taten und Schicksalen irgendwelcher Helden. Nun sind die Heldinnen und Helden noch da, aber ganz andere geworden – Greisinnen und Greise.
Man sieht sie im Video, das Marton zusammen mit Sonja Aufderklamm während verschiedener Besuche im etwas freieren Corona-Sommer 2020 drehte, steinalte, oft sehr einsam wirkende Menschen, die aber innerlich leuchten, die von ihren Leben erzählen, von ihren Träumen und nie erfüllten Hoffnungen, die etwas zur Musik Pergolesis sagen, diese empfinden. Die Kamera kommt den Gesichtern sehr nahe, sie nehmen die gesamte Höhe und Breite des Bühnenportals ein. Aber stets behalten sie ihre Würde.
Unweigerlich denkt man Romeo Castelluccis zutiefst anrührende Umsetzung von Glucks «Orfeo» (2014) bei den Wiener Festwochen, mit jenem Film, der ...
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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Panorama, Seite 62
von Egbert Tholl
JUBILARE
Gotthold Schwarz erblickte am 2. Mai 1952 in Zwickau das Licht der Welt. Als Sohn eines dort ansässigen Kantors war der Weg zur Orgel nicht weit. Ab 1971 folgte die Ausbildung zum Kirchenmusiker an der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden. Dort studierte Schwarz Orgel und Gesang – und ging nach Abschluss seines Studiums vor allem seinen sängerischen...
Das Leben, bemerkte einst der weise Laotse, werde nach Jahren gezählt und nach Taten gemessen. Der Arnold Schoenberg Chor darf dies gerne auf sich beziehen: Nach Jahren gezählt ist man ein halbes Jahrhundert alt – und nach Taten gemessen nimmt man im Genre des Chorgesangs, geistlich und weltlich, konzertant und szenisch, eine weltweit herausragende Stellung ein....
Ach ja, das Leben. Schön ist es und schwer, doch nie ganz ohne Hoffnung, schließlich ist das Träumen bei allen Schicksalsschlägen, die man im Verlauf der (wie eine Windsbraut vorüberrauschenden) Jahre oder Jahrzehnte erleidet, immer erlaubt. Auf der Suche nach Beispielen für diese wehmütig-utopische Seins-Anschauung wird man in den beiden naturalistischen Romanen...