Der Fremde von nebenan

Benedikt von Peter wirft in Luzern einen frischen Blick auf Verdis «Falstaff», mit einem großartigen Claudio Otelli in der Titelpartie und einem höchst eloquenten Clemens Heil am Pult

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Bühne und Zuschauerraum sind klein, doch das Geschehen wirkt ins Große geweitet. Das war schon so bei der eindrucksvollen Produktion von Luigi Nonos Hörtheater «Prometeo», mit der Benedikt von Peter seine Intendanz am Luzerner Theater eröffnete (OW 11/2016). Damals erstreckte sich eine aus rohen Planken gefertigte Arche von den Tiefen der Bühne über den Orchestergraben und die Stuhlreihen des Parketts bis zur Rückwand des Zuschauerraums.

Verdis «Falstaff» in der jüngsten Inszenierung des Hausherrn geht ähnlich zu Werk, gleicht konzeptionell aber eher jener von Verdis «Traviata», die das Luzerner Theater in der Spielzeit 2016/17 aus Hannover übernommen hatte. Auf der Bühne ganz allein und in voller Pracht: Sir John. Alle anderen Figuren des Dramas bleiben unsichtbar und singen aus dem Off. Eng ist es auf der Bühne gleichwohl: Das Häuschen, das Natascha von Steiger entworfen hat, ist viel zu klein für den Riesen in voller Rüstung, der da über die Küche ins Wohnzimmer eindringt und dabei überall anstößt.

John Falstaff kommt eben direkt aus dem Märchenbuch, aus der Welt der Ritter. Und wie er sich auf dem Sofa zum Schlafen legt, ohne sich auch nur eines Teils seiner üppig ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Peter Hagmann

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