Der doppelte Meister

Fünf Jahre nach der Wiedereröffnung bringt das Liceu in Barcelona die erste Oper von Joan Guinjoan heraus – eine Hommage an den Architekten Antoni Gaudì

Opernwelt - Logo

Gerade einmal elf Jahre sind verstrichen, seit das Gran Teatre del Liceu in Barce­lona, neben der seit 1882 in Bau befindlichen Kathedrale «La Sagrada Familia», das Heiligtum der katalanischen Kulturnation, bis auf die Grundmauern niederbrannte. Doch schon vor der Jahrtausendwende, am 7. Oktober 1999, konnte das Haus an den Ramblas seine Pforten wieder öffnen – im Kern penibel nach alten Plänen und Fotografien rekonstruiert, hinter den Kulissen freilich mit erweiterten Service- und Verwaltungstrakten und vor allem modernster Bühnentechnik ausgestattet.

Ein Schmuck­­­kasten aus Gold, Marmor und rotem Samt, der den Glanz der gu­ten alten Zeit beschwört, ohne die Vorzüge der Gegenwart zu verschmähen.
Auch die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen deuten, jedenfalls aus der durch rüde Spardiskurse und Streichattacken getrübten deutschen Sicht, auf paradiesische Verhältnisse. Das Orchester beschäftigt 104 fest angestellte Musiker, der Chor hat 74 Mitglieder – alles in allem kümmern sich rund 400 Mitarbeiter darum, dass die mehr als 2300 Plätze des Liceu stets belegt sind, wenn der Maestro im Graben den Stab zur Ouvertüre hebt. Das Jahresbudget liegt aktuell bei 53 Millionen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zauber der Diskretion

Zu ihrem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr blieb es ziemlich still. Auch ihre exklusive Schallplattenfirma, bei der sie zwei Dutzend komplette Opern und zahlreiche Lied-Recitals eingespielt hat, sah keinen Anlass für eine Jubiläums-Edition. Dankenswerterweise hat das ­Label Testament in den letzten Jahren ­einige ihrer wichtigsten Aufnahmen auf CD neu...

Der Vulkan aus dem Bidet

Wer aus geordneten deutschen Opernverhältnissen kommt, dürfte verblüfft, vielleicht sogar entsetzt sein über das, was die schlimmsten Vorurteile gegenüber südlichem Schlendrian bestätigt – und dann noch erstaunter, was in diesem chaotischen Umfeld trotzdem möglich ist. Es muss zum besseren Verständnis kurz beschrieben werden. Nehmen wir das Teatro Bellini in...

Liebe, Krieg und Sardellen

Es ist schon etwas anderes, wenn die amerikanische Flagge mit ihrem Versprechen von Freiheit für jedermann im Opernhaus einer Stadt erscheint, deren Flughafen «George Bush» heißt, und wenn die «Stars and Stripes» immer dann aus dem musikalischen Fluss auftauchen, wenn auf der Bühne gelogen wird: Die «Butterfly»-Inszenierung, mit der Francesca Zambello vor sechs...