Der doppelte Jakob
Rund zehn Bahnminuten von St. Gallen entfernt liegt das Städtchen Herisau, wo der Dichter Robert Walser seine letzten 23 Jahre in einer Heil- und Pflegeanstalt verbrachte. Dieser regionale Bezug mag das Theater St. Gallen bewogen haben, Benjamin Schweitzers Vertonung des in Walsers Werk zentralen Romans «Jakob von Gunten» auf die Bühne zu bringen. Die Kammeroper des 1973 geborenen Komponisten war im Jahr 2000 in Meißen uraufgeführt worden, zwei Jahre später kam es zur ersten Schweizer Produktion in Walsers Geburtsort Biel.
Das vom Komponisten selbst aus dem Roman zusammengestellte Libretto hält sich eng an den Plot – vom Eintritt Jakobs in eine dubiose Dienerschule über die (durch erotisches Begehren geprägte) Beziehung des Knaben zu Schulleiter Benjamenta sowie zu dessen Schwester Lisa bis hin zur Auflösung der Schule und Benjamentas Aufforderung an Jakob, mit ihm ein neues Leben zu beginnen. Dem Tagebuchcharakter der Vorlage entsprechend verdoppelt Schweitzer die Titelfigur: Dem Bariton, der gleichsam den handelnden Protagonisten verkörpert, stellt er einen Sprecher als das notierende, reflektierende Alter Ego an die Seite. Dass diese Aufteilung nie schematisch wirkt, ist in St. ...
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