Der andere Blick
Trotzdem! Trotz aller Katastrophen, Niederlagen, Toten. Die Sehnsucht nach solidarischen, herrschaftsfreien Lebensformen, die individuelles mit dem Wohl aller versöhnen könnten, ist noch nicht aus der Welt. Auch wenn es angesichts der durch den Homo sapiens an den Rand des Kollapses gebrachten Natur, des immer härteren globalen Wettbewerbs um Ressourcen, der Zündkraft nationalistischer und rassistischer Demagogen schwerfällt, eine menschlichere, gerechtere Zukunft zu besingen: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es ist indes eine versehrte Hoffnung, der Skepsis, Trauer, die Erfahrung grausamen Scheiterns eingeschrieben sind.
Luigi Nono, der große, vielleicht hellhörigste und zärtlichste Träumer unter Italiens neueren Komponisten, verkörperte – die Glocken Venedigs im Ohr und das Kommunistische Manifest im Herzen – die Haltung eines durch das blutige Antlitz der Geschichte erschütterten Utopisten wie kein zweiter Künstler seiner Generation. Und niemand hat die Widersprüche zwischen emanzipatorischem Furor und elender Faktizität sensibler, poetischer in Musik ausgedrückt. Kein Ton, den Nono nicht als ein «J’accuse» im Namen der Schwachen, der Unterdrückten, der Verdammten dieser Erde ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Albrecht Thiemann
Man wundert sich. Man wundert sich über all die Häme und den hasserfüllten Zorn, der Frank Castorfs Inszenierung von Giuseppe Verdis «La forza del destino» an der Deutschen Oper Berlin entgegenschlug, über den emotionalen Furor dieser Ablehnung, der wirkt wie ein eingeschweißter Reflex, wie ein intrikates Ressentiment gegen diesen Regisseur, sein Denken, womöglich...
Sie liebkost jedes Wort, kostet Farbschattierungen ganz subtil aus, verströmt eine gebirgswassersprudelnde Klarheit. Der Gesang von Mari Eriksmoen ist auf jene natürliche Weise kunstvoll, dass selbst zu viel gesungenes und zu viel gehörtes Liedgut wie das «Ständchen» von Richard Strauss oder die «Widmung» von Robert Schumann die Unmittelbarkeit und den Zauber des...
Ein bisschen stolz sind sie schon, die Musikexperten in der Strasbourger Arte-Zentrale. Seit zehn Jahren ist Arte Concert, die digitale Plattform für Klassik, Oper, Jazz, Pop & Rock, Metal, Electronic, Weltmusik, Bühnenkunst und demnächst auch Barockes, auf Sendung – im Netz, umsonst und rund um die Uhr. Fast vier Millionen mal wurde zwischen September 2018 und...
