Der Adlerblick blieb
Jeder macht sich sein Bild von Wagner. Aber welche Bilder haben wir eigentlich von ihm? Gunther Braam, im Hauptberuf Gymnasiallehrer in München, im Nebenberuf ein leidenschaftlicher Berlioz-Forscher, Ikonografie-Kenner und Herausgeber von Noteneditionen, hat sämtliche 68 von Wagner erhaltenen Fotografien zusammengetragen und in chronologischer Reihenfolge publiziert. Das Ergebnis ist kein Fotoalbum, sondern ein aufwändig gestalteter Band mit wissenschaftlichem Anspruch, in dem jahrelange Arbeit steckt.
Das Projekt wäre denn auch nach dem Rückzug eines Verlages fast gescheitert und hat jetzt bei ConBrio seine Heimat gefunden – großzügig unterstützt von zahlreichen Privatpersonen und Institutionen.
Braam beschreibt in der Einleitung Techniken und Abläufe von fotografischen Sitzungen im mittleren und späten 19. Jahrhundert (von Daguerreotypien zu Bildern auf Papier). Posen, Ateliers und Requisiten werden vorgestellt. Wir begegnen Spohr, Rossini, Meyerbeer, Gounod und anderen. Schon faszinierend, diese Nähe zu den Meistern. Der dann folgende Katalogteil lässt sich als biografischer Abriss lesen – zumindest ab 1859, jenem Jahr, in dem (in Paris) wahrscheinlich das erste Fotoporträt ...
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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Stephan Mösch
Beethovens einzige Oper ist eine der revolutionären Manifestationen des Musiktheaters und zugleich eins seiner größten Sorgenkinder. Jossi Wieler und Sergio Morabito haben «Fidelio» jetzt in Stuttgart inszeniert – mit jener akribischen Versenkung in das Werk und seine Überlieferung, wie sie für die beiden selbstverständlich ist. In ihrer gemeinsam mit dem...
Das Stück zieht sich immer wieder die Maske eines verbindlichen Lächelns über. Doch dahinter zeigt Monteverdis Altersoper «L’incoronazione di Poppea» ihr wahres Gesicht – und das trägt die Züge von Willkür, Tücke, Zynismus, Grausamkeit. Ein weit angelegter Bilderbogen menschlichen (Miss-)Verhaltens aus der Perspektive des Eros. Dabei versagt sich das Werk – mancher...
Eine Dramaturgie der feinen Art: Intendant Marc Clemeur bezieht an der Opéra du Rhin «Ariane et Barbe-Bleu» von Dukas (siehe OW 6/2015) auf Faurés wenig später entstandene «Pénélope» und gibt sie demselben Regisseur. So entsteht ein ungewöhnliches Diptychon: zwei Opern, die Opernhaftes hinter sich lassen, sich introvertiert geben und doch auf ehrgeizige Weise...