Den Kopf frei für die Gegenwart

Eine Würdigung des verstorbenen Dirigenten Christoph von Dohnányi

Opernwelt - Logo

Er war ein Opern- und Orchesterdirigent von signifikanter Herkunft und kompromissloser Geradlinigkeit des Denkens. Christoph von Dohnányi wurde am 8. September 1929 in Berlin in eine Familie hineingeboren, die kulturellen Reichtum und politische Tragik gleichermaßen in sich vereinte. Durch den Großvater, den weltweit anerkannten ungarischen Pianisten und Komponisten Ernst von Dohnányi, und dessen Sohn Hans, seinen Vater, erhielt Christoph von Dohnányi die historische Bindung und zugleich eine moralische Verantwortung, wie sie nur wenigen Dirigenten von Rang zukam.

Sowohl der Vater als auch der Onkel mütterlicherseits (der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer) gehörten dem Widerstand gegen die Nazidiktatur an. Noch kurz vor Kriegsende wurden sie hingerichtet.

Keinem anderen als dem Großvater, der an der Berliner Musikhochschule gelehrt hatte und noch Johannes Brahms kennenlernen durfte, verdankte Christoph von Dohnányi die musikalische Erbschaft. Ernst von Dohnányi, neben Bartók und Kodály der bedeutendste Komponist Ungarns seiner Zeit, lud seinen Enkel nach dessen Examen an der Münchner Musikhochschule in die USA ein, wo er an der Florida State University lehrte. Der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2025
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Wolfgang Schreiber

Weitere Beiträge
Remember me!

Seine Masques sind Legende. Mit dieser aparten Form der Semi-Oper reüssierte Henry Purcell während der Restaurationszeit im England des 17. Jahrhunderts auch deswegen, weil die puritanische Revolution dafür gesorgt hatte, dass im Sprechtheater eine streng-restriktive Verbotskultur herrschte. Mit allegorischen Figuren und einer zauberhaften, die Sinne betörenden...

Traumata und Liebesträume

Wunder gibt es immer wieder. Auch und gerade in diesem dreiaktigen Dramma per music a, das Johannes Brahms nicht zu Unrecht als «Wunderwerk» bezeichnete und das ein gerüttelt Maß an Heroik besitzt. Mozarts «Idomeneo» steht, in seiner brüchigen Erhabenheit, für den erschütternden Protest gegen jede Form von Anpassung an das Machbare, «gegen die Idolatrie des rundum...

Großes Klangkino

Das Schicksal ist zur Marke verkommen: Auf den Shirts von Manon Lescaut und Renato Des Grieux prangt das Wort «Destino». Will sagen: Bei der Liebe auf den ersten Blick richtet sich das Auge nicht mehr auf den Körper, sondern aufs Design. Stilistisch passt es zusammen, die Erotik wird sich schon einstellen. Dass es dann doch nicht gut geht, liegt vor allem am...