Demokratie in Trümmern

Nach Osnabrück und Strasbourg bringt nun auch die Oper Frankfurt Albéric Magnards monumentales Meisterwerk «Guercœur» heraus – in einer klugen szenischen Deutung durch David Hermann

Opernwelt - Logo

Zu den erstaunlichen Aspekten dieses in vielfacher Hinsicht erstaunlichen Stücks gehört, dass es von einem jungen Mann geschrieben wurde. «Guercœur» mutet in vielem an wie ein opus summum. Albéric Magnard war aber Mitte Dreißig, als er daran arbeitete. Eine Tragédie en musique nennt er sein zwischen 1897 und 1900 entstandenes Werk, knüpft damit ans barocke Welttheater an, auch ans Mysterienspiel. Dass er Wagner schätzte und Bruckner oft nahekommt, ist unüberhörbar. Dennoch wäre es zu einseitig, ihn darauf zu reduzieren.

Eine Portion Klassizismus steckt in dieser Partitur. Aber auch der Humus, aus dem wenige Jahre später Debussys «Pelléas et Mélisande» oder Faurés «Pénélope» wuchsen, ist deutlich zu erkennen: prismatisch gebrochene Klangfarben des Orchesters, eine klangsatte, aber nur selten arios ausbrechende Verbindung von Gesang und Sprache, auskomponierte Rätselhaftigkeit, ein klingendes Stillstehen der Zeit, Geschehen als Gleichnis.

Der Titelheld ist bereits tot, als die Handlung einsetzt. Wir finden ihn im Jenseits, entkommen dem «Gefängnis aus Freude und Schmerz», aber auch leidend unter dem Verlust sozialer und emotionaler Nähe. Guercœur darf, wie gewünscht, auf die Erde ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Stephan Mösch

Weitere Beiträge
Uns kriegt nichts unter!

Die größte Herausforderung, die es für Hänsel und Gretel in Engelbert Humperdincks Oper zu bewältigen gilt, ist nicht die böse Frau aus dem Wald, sondern überhaupt die Not des Lebens: Hunger, Armut, Verlassenheit. Erst im letzten Drittel des Stücks taucht die Knusperhexe auf, die in der Vorlage der Brüder Grimm noch Drehpunkt des Märchens ist. Bei Humperdinck und...

Ohren auf, Augen zu!

Die Opéra national de Paris hat kein Glück mit dem «Ring». Wagners Tetralogie wurde in Frankreichs Hauptstadt zunächst stückweise präsentiert, zudem in der falschen Reihenfolge: «Das Rheingold» kam erst 1909 zur Aufführung, nach «Walküre» (1893), «Siegfried» (1901) und «Götterdämmerung» (1908) – und zwei Jahrzehnte nach Produktionen in ungleich kleineren Städten...

Spielpläne Opernwelt 3/25

ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten P = Premiere UA = Uraufführung

DEUTSCHLAND

Aachen
Theater Aachen

www.theateraachen.de 
- Offenbach, Orpheus in der Unterwelt: 2., 15., 23.
- Mozart, Die Zauberflöte: 9.
- Puccini, La Bohème: 29.

Altenburg/Gera
Theater Altenburg Gera

https://theater-altenburg-gera.de 
-...