Das Phantom der Oper

Frankreichs Musentempel sind von harschen Kürzungen betroffen

Opernwelt - Logo

Im vergangenen Juli legte die Gewerkschaft Les Forces musicales, die 51 französische Opernhäuser und Orchester vertritt, eine konsternierende Broschüre vor. «La Saison fantôme» betitelt, stellte sie eine Auswahl von 19 «Geister-Produktionen» vor, die das Publikum diese Spielzeit nicht oder nur in flüchtigen Umrissen zu sehen bekommt. Abgesagte Produktionen oder Tourneen, konzertante statt szenische Aufführungen, auf wenige Termine zusammengestrichene Vorführungsreihen – insgesamt 150 000 Karten wurden nicht, wie ursprünglich geplant, zum Verkauf gestellt.

Beunruhigend wirkt, dass sich unter den «Phantom-Produktionen» Kassenschlager und Kernpfeiler des Repertoires finden wie «La forza del destino», «Don Giovanni» oder «Carmen». Letzteres Werk, so der Direktor des betroffenen Musentempels, erheische ein Orchester und einen großen Chor – das könne die Opéra national de Lorraine nicht honorieren. Ein französisches Opernhaus, das Bizets Hauptwerk nicht mehr zu spielen vermag!

Ihre Befürchtung sei, erklärt Claire Roserot de Melin, die Präsidentin von Les Forces musicales und Generaldirektorin des Théâtre du Capitole in Toulouse, dass nach den für die Spielzeit 2022/23 erst ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2024
Rubrik: Magazin, Seite 72
von Marc Zitzmann

Weitere Beiträge
Geben und nehmen

Die Vokalduette und Vokalquartette von Schubert, Schumann und Brahms führen ein Schattendasein; abseits der Lied-Hochburgen in Heidelberg, Hohenems und Stuttgart begegnet man ihnen kaum je im Konzertsaal. Noch schlechter ist es um die französischen Mélodies À deux voix bestellt, die selbst in ihrem Ursprungsland so gut wie unbekannt sind. Unter diesem Titel haben...

Heinrich, mir graut vor dir!

Reuß-Schleiz-Greiz heißt das deutsche Duodezfürstentum in der Operette «Wiener Blut». Dass es keineswegs fiktiv ist, weiß eine größere Öffentlichkeit allerdings erst, seit ein Nachfahre des dortigen Herrschergeschlechts der Reußen vor eineinhalb Jahren bei den «Reichsbürgern» mitgeputscht hat. Wie sämtliche männlichen Mitglieder der Dynastie heißt er Heinrich, ist...

Vorschau und Imressum 4/24

Unkonventionell
Als Tanzchoreografin ist sie eine Instanz. Doch auch in der Oper hat Sasha Waltz einige hochinteressante Regiearbeiten vorgelegt, von Purcells «Dido» über Dusapins «Medea» bis hin zu Wagners «Tannhäuser». Bei den Osterfestspielen Salzburg wagt sich Waltz nun an eines der schwierigsten Werke – an die Johannes-Passion von Bach. Wir schauen zu

Polyglot...