Das Geheimnis der Oberfläche
In Estland, diesem Vorposten des alten Europa am äußersten Zipfel der Ostsee, spielt die Kultur eine wichtige Rolle. Auch in dem Bestreben, dem als bedrohlich empfundenen Einfluss Russlands zu entkommen und sich dem Westen zu öffnen. Als Großmacht des Chorgesangs verfügt Estland über eine lange eigene Tradition. Nicht zuletzt Dirigenten wie Tõnu Kaljuste oder die Järvi-Familie zeugen von der musikalischen Potenz des kleinen Landes mit gerade einmal 1,3 Millionen Einwohnern.
Wie innovativ das Musikleben in Tallinn ist, zeigen zwei Produktionen extrem unterschiedlichen Zuschnitts: Die Nationaloper im Zentrum der Hauptstadt bescherte gerade Paul Hindemiths «Cardillac» seine estnische Erstaufführung. Draußen im unwirtlichen Hafenareal ging die international stark beachtete Uraufführung von «Adam’s Passion» mit Musik von Arvo Pärt und inszeniert von Robert Wilson (siehe auch OW 5/2015) über die Bühne einer ehemaligen russischen U-Bootfabrik, die vor einigen Jahren für kulturelle Veranstaltungen hergerichtet wurde und nun als Kulisse für ein Werk von bemerkenswertem Feinschliff diente.
Pärt und Wilson passen prächtig zueinander. Hier der demnächst 80-jährige estnische Komponist, dessen ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Max Nyffeler
Das lange Sterben Violettas beginnt bereits bei geschlossenem Vorhang, mit den ersten Tönen des Preludio, Vorecho jenes zerbrechlichen Klanggespinstes in den hohen Violinen, das auch den letzten Akt von «La traviata» eröffnet und prägt. Es liegt nahe, Verdis Vorgriff auf das Ende der Oper auch szenisch zu realisieren. Genau das macht Rolando Villazón in seiner...
Der Katalane Hèctor Parra (Jahrgang 1976) gehört zu den renommiertesten Komponisten der jüngeren Generation. Und zu den originellsten Vertretern einer neuen Ästhetik, bei der es zwischen den Stimmen, den Instrumenten und der Live-Elektronik zu einer dramatischen Interaktion kommt wie in seinem 2009 am Pariser IRCAM uraufgeführten Opernentwurf «Hypermusic...
Aribert Reimanns «Lear» war ursprünglich für die Hamburgische Staatsoper gedacht (vom damaligen Intendanten August Everding in Auftrag gegeben). Es dauerte mehr als dreißig Jahre, bis das weltweit erfolgreiche Stück dort endlich ankam. Die szenisch von Karoline Gruber und musikalisch von Simone Young verantwortete Aufführung wurde in «Opernwelt» durch Jürgen...
