Cavalieris «Rappresentazione di Anima et di Corpo» in Berlin

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Schwarz ist Achim Freyers Welttheaterbühne, und schwarz sind die allegorischen Menschenwesen, die er im Schiller Theater, dem Ausweichquartier der Berliner Staatsoper, versammelt hat. Lebende Schachfiguren, die auf schräger Ebene Schicksal spielen. Es geht, wie (fast) immer bei diesem Kunstpriester mit der staunenden Kinderseele, um letzte Dinge: Himmel und Hölle, Leben und Tod, Anfang und Ende der Schöpfung.

Den dunklen Geist der katholischen Restauration, dem Emilio de’ Cavalieri in seiner zum Heiligen Jahr 1600 komponierten oratorischen Handlung «Rappresentazione di Anima et di Corpo» huldigte, hält Freyer uns freilich mit sternfunkelnder Zirkusmagie vom Leib. Eineinhalb Stunden scheint die Zeit angehalten, auf jenen ewigen «Uranfang» zurückgestellt, über den man nur in Rätselbildern und in der Sprache der Musik fabulieren kann. An den Seiten und ganz hinten kauern die Instrumentalisten der Akademie für Alte Musik, dazwischen Mitglieder des Staatsopernchors, Pantomimen und die Solisten – Marie-Claude Chappuis als vokal im frühbarocken Umfeld etwas heimatlose Anima, Johannes Weisser als pfeilwunder Corpo (Foto) mit edel leuchtendem Passionsbariton oder der basstrunkene Marcos ...

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Opernwelt August 2012
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Albrecht Thiemann

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